Protest von Klimaschützer*innen: Bauplatz für LNG-Terminal besetzt
In Brunsbüttel entsteht ein LNG-Terminal – gestern besetzten Aktivist*innen die Baustelle. Sie fordern den Ausbau erneuerbarer Energien.
Es gehe ihnen um „Aufmerksamkeit für die massiven Auswirkungen von flüssigem Erdgas auf das Weltklima und die neokolonialen Strukturen hinter der Förderung“, heißt es in einer Mitteilung der Gruppe. Die ersten Stunden der Besetzung verliefen ruhig, berichtete eine Aktivistin am Telefon: „Aktuell genießen wir die Sonne und schreiben Briefe an Leute, die wegen Klimaprotesten in Haft sind.“
Auch beim Start der Aktion habe es keine Probleme gegeben. Die Fahrzeuge hätten auf einem Gelände neben der Baustelle gestanden. Die Gruppe habe insgesamt fünf Wagen, darunter einen Bagger, besetzt, sagte die Sprecherin der Gruppe. Zur Mittagszeit beschreibt sie die Lage auf dem Baugelände als „entspannt“: „Wir wurden nach einer verantwortlichen Person gefragt, aber die gibt es nicht.“ Ein Sprecher der Polizei schilderte die Aktion als „friedlich und ruhig“. Die Polizei war vor Ort, hielt aber Abstand zu den Baufahrzeugen.
Der Bau der rund drei Kilometer langen Pipeline hatte Ende September begonnen. Sie ist Teil eines größeren Bauprojekts, mit dem bereits zum Jahreswechsel 2022/23 Flüssiggas (Liquefied Natural Gas, LNG) vom Brunsbütteler Hafen ins Land transportiert werden soll. Die Pipeline mit der Nummer 185, die überirdisch verläuft, soll von dem neuen schwimmenden LNG-Terminal zu den Leitungen der SH Netz AG führen. Geplant ist auch eine zweite Pipeline mit 55 Kilometern Länge.
Umweltschützer kritisieren schädliche Weichenstellung
Umweltgruppen kritisieren den Ausbau des LNG-Terminals. Durch die neu geschaffene Infrastruktur „würde einem langfristigen Import von fossilem Erdgas mit massiv negativen Auswirkungen auf die Klimaziele Tür und Tor geöffnet“, sagt Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH).
Anfang August hatte die DUH ihre Stellungnahme gegen den Bau eingereicht, aber die Möglichkeiten eines Einspruchs sind deutlich erschwert. Denn mit dem „LNG-Beschleunigungsgesetz“ hat der Bund kürzere Genehmigungsverfahren für Flüssiggasterminals beschlossen, die bei den geplanten Projekten in Wilhelmshaven und Brunsbüttel bereits Wirkung zeigen.
Die schwarz-grüne Regierung in Schleswig-Holstein steht hinter dem Terminal: „Die LNG-Infrastruktur in Brunsbüttel wird einen wichtigen Beitrag leisten, künftig ohne russisches Gas auszukommen“, sagt der Kieler Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne), dessen Haus auch für die Energiewende zuständig ist.
Nach seinem Zeitplan sollen 2023 bis zu 3,5 Milliarden Kubikmeter verflüssigtes Erdgas in Brunsbüttel ankommen, 2024 sollen es bis zu fünf Milliarden sein. Die Anlage könne später für „klimaneutrale Energieträger wie Wasserstoff“ genutzt werden.
Die Aktivist*innen am Brunsbüttler Bauplatz halten Goldschmidts Argument für vorgeschoben: „Um für Wasserstoff geeignet zu sein, müsste man anders planen und bauen“, sagt die Sprecherin. „Wir halten den Hinweis auf eine andere Nutzung für Greenwashing.“ LNG sei keine Brückentechnologie, sondern verhindere den Ausbau erneuerbarer Energien.
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