Protest im Hambacher Forst: Kaum Zugeständnisse von RWE
Im Hambacher Forst wird abgeholzt: Zu den Spaziergängen gegen den Kahlschlag durch RWE wird der 5.000ste Teilnehmer erwartet.
Am Sonntag wird der Aachener Naturführer Michael Zobel Hunderte Menschen in den Wald führen, zu den Besetzern und ihren Baumhäusern, an die Demarkationslinie zum größten Loch Europas. Es ist der 32. Besuch, erwartet wird der 5.000. Teilnehmer. Man wolle rote Laternen mitnehmen, „die passen zur Jahreszeit“, sagt Zobel.
Der lokale Protest wächst allmählich zu einer Bewegung. Mit Stolz hat viele erfüllt, dass endlich auch das Magazin der Süddeutschen Zeitung die jahrelangen Hambach-Scharmützel mit einer Titelgeschichte, „Showdown im Rheinland“, adelte.
In der öffentlichen Wahrnehmung hat sich in dieser Zeit allerdings viel verändert. Die Sicht auf einerseits Energiegaranten und andererseits kriminelle Chaoten ist nur noch Projektionsfläche für Unverbesserliche.
„Das wäre ein Knüller“
Seit dem Frühjahr gibt es das „Bündnis Friedensplan“, einen Gesprächskreis aller Seiten. Bislang gab es fünf Termine zwischen hochrangigen RWE-Vertretern und Braunkohlegegnern, darunter Kirchen, Bürgerinitiativen wie Buirer für Buir, Aktivisten wie Zobel und Politiker wie CDU-Landrat Wolfgang Spelthahn, einst glühender Braunkohle-Fan, mittlerweile skeptisch. „Wir müssen uns auf schnelle Änderungen einstellen“, hielt er kürzlich erschrockenen RWE-Mitarbeitern vor.
Inhaltlich ist bei den Treffen Vertraulichkeit vereinbart. Zugeständnisse von RWE? Kaum, heißt es enttäuscht aus Teilnehmerkreisen. „Die sagen immer, wir stehen für billigen Strom und schönere Landschaften.“ Später soll hier das nach dem Bodensee größte Binnengewässer Deutschlands entstehen.
Zobel, der sich selbstironisch Waldmeister nennt, will vor seinem 32. Spaziergang am Samstag zum Aachener Tivoli gehen. Da spielen die Fußball-Regionalligisten Alemannia und 1. FC Köln II gemeinsam in Anti-Tihange-Trikots gegen den belgischen Schrott-Atommeiler nebenan. Alle Einnahmen gehen an Bürgerinitiativen.
Ein Vorbild für die Bundesliga: gemeinsam gegen Braunkohlefraß und Klimavergifter? „Das wäre ein Knüller“, sagt Zobel, als Trikotaufschrift liege nahe: „Stoppt den IrRWEg“. Nächste Woche spielt Borussia Mönchengladbach gegen den 1. FC Köln.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen