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Archiv-Artikel

Propaganda oder Dokumentation?

Dritter Anlauf: Umstrittener Film „Jenin, Jenin“ heute in der Arbeitnehmerkammer

Bremen taz ■ Zwei mal schon wurde die Vorführung des Films „Jenin, Jenin“ in Bremen abgesagt, jetzt will der Arbeitskreis Süd-Nord ihn heute Abend in der Arbeitnehmerkammer zeigen. Wie zuvor protestiert die Antinationale Gruppe Bremen gegen das Werk Muhammad Bakhris – einem palästinensischen Schauspieler mit israelischem Pass – weil sie es für einen „anti-israelischen Propagandafilm“ hält. Dem Regisseur geht es nach eigenen Angaben um die Dokumentation von Ereignissen in dem palästinensischen Flüchtlingslager Jenin im April 2002. „Die Israelis sollen verstehen, warum sich junge Menschen in die Luft jagen“, so Bakhri in einem Interview. Kritiker bemängeln, dass der Film einen israelischen Militäreinsatz als Massaker darstelle, unkommentiert Palästinenser von Gräueltaten der Soldaten sprechen lasse, ohne eine Gegenseite zu hören. Eine UNO-Untersuchungskommission hatte keine Anzeichen eines Massakers erkennen können.

„Manche könnten ihn als anti-jüdisch missverstehen“, hatte der Präsident des deutsch-französischen Fernsehsenders arte, Jerome Clément gesagt, nachdem der Sender den umstrittenen Film nicht ausgestrahlt hatte. Auch in Bremen hatten Proteste und eine taz-Berichterstattung über antisemitische Hetze im Begleitprogramm dazu geführt, dass die Villa Ichon die Vorführung in ihren Räumen abgeblasen hatte. Ebenso die Volkshochschule Syke, die im vergangenen Dezember „Jenin, Jenin“ nicht zeigen wollte.

Die Arbeitnehmerkammer hingegen wollte bis zum Redaktionsschluss nicht am Vorführtermin rütteln. „Wir stellen nur unsere Räumlichkeiten zur Verfügung. Ich muss zugeben, den Namen ‚Jenin‘ habe ich auch zum ersten Mal gehört“, sagt Anne Martens-Brüning von der Arbeitnehmerkammer.

Die Antinationalen wollen nun vor Ort protestieren. Eine Diskussion lehnen sie ab: „Nicht mit Antisemiten“. Auch der Sprecher des Arbeitskreises Süd-Nord Detlev Quintern wollte gestern gegenüber der taz keine Stellung beziehen: weder zum Film, noch zur Kritik. R. Best

„Jenin, Jenin“: Heute, 19 Uhr, Arbeitnehmerkammer, Bürgerstraße 1.