Prominente Trainer in der Bezirksliga: Auge zu und durch
Klaus Augenthaler schlug in der Champions League Real Madrid. Nun heuert er als Trainer in der Bezirksliga an. Das haben schon viele vor ihm getan.
„Nein, da ist nichts dran“, hatte Klaus Augenthaler gesagt, als Gerüchte aufkamen, er übernehme demnächst als Cheftrainer den SV Donaustauf, einen Bezirksligisten. Seit Donnerstag hat er den Job.
Augenthaler, der schon den 1. FC Nürnberg, den VfL Wolfsburg und Bayer 04 Leverkusen betreute, Letzteren sogar in die Champions League führte und dort 2004 Real Madrid mit 3:0 bezwang, soll nun den Aufstieg in die Landesliga schaffen.
Augenthaler ist nicht der einzige frühere Bundesligatrainer, der nun bei unterklassigen Klubs arbeitet: Jürgen Kohler, ehemaliger Erstligatrainer beim MSV Duisburg, kümmert sich um den SC Hauenstein in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar. Falko Götz, der schon bei 1860 München und Hertha BSC war, betreut seit Mitte 2015 den Regionalligisten 1. FC Saarbrücken. Auch Stefan Engels, früher beim FC Köln, und Joe Zinnbauer, zwischenzeitlich beim Hamburger SV, verdingen sich mittlerweile in der Vierten Liga.
Andere bekannte Trainer, denen man in der Unterklasse begegnet, sind der Ex-Nürnberg-Coach Valérien Ismaël und Ex-Duisburg- und -Düsseldorf-Trainer Oliver Reck, die VfL Wolfsburg II beziehungsweise Kickers Offenbach zu sportlichem Erfolg führen sollen. In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass Thomas Häßler, 1990 Weltmeister und später im Trainerstab von Berti Vogts bei der nigerianischen Nationalelf, den Berliner Bezirksligisten Club Italia 80 übernimmt.
Und Exnationalspieler David Odonkor flog 2015 beim Westfalenligisten TuS Dornberg raus, mittlerweile – und nach zwischenzeitlichem Gewinn beim Promi-Big-Brother von Sat.1 – ist er sportlicher Leiter der Hammer Spielvereinigung, Oberliga Westfalen.
Das Phänomen Thorsten Legat
Wo früher Fußballlehrer, die in der Ersten oder Zweiten Liga kein Land mehr sahen, eher in die spanische Zweite Liga oder die Auswahlmannschaften von auf der Fifa-Weltrangliste dreistellig platzierten Ländern übernahmen, bietet sich jetzt die deutsche Unterklassigkeit an.
Da kann man – so die Hoffnung – mittlerweile leichter sportlich auf sich aufmerksam machen als früher: Künftig werden die Cupfinals der DFB-Landesverbände alle auf den gleichen Tag gelegt und in einer Konferenz live in der ARD übertragen. Das sind 21 Partien, also 42 ambitionierte Trainer, die Werbung für sich machen.
Wie das geht, können sie sich beim Landesligisten FC Remscheid angucken. Der wird seit September 2015 vom Exprofi – und, nicht zu vergessen, Drittplatzierten des RTL-Dschungelcamps – Thorsten Legat trainiert. Dass der Klub gegen den Abstieg kickt, fällt kaum auf: Legat sorgt mit im Internet übertragenen Pressekonferenzen für Aufmerksamkeit, die sportlich nie zu erheischen wären.
Der Trainingsplatz als günstige Location für Soap Operas
Wofür sich Legat im Spielbetrieb der Sechsten Liga abmüht und als „Kultcoach“ präsentieren lässt, dafür hat Hans Sarpei eine eigene Fernsehserie: „Das T steht für Coach“ läuft mittlerweile auf Sport1, und der ehemalige Profi und frühere ghanaische Nationalspieler betreut da Klubs wie Yurdumspor Lehrte oder FC Oeding. Der Trainingsplatz als günstige Location für Soap Operas.
Pionier in Deutschland ist Lothar Matthäus, Rekordnationalspieler und früherer Weltfußballer. Der ging 2005 auf RTL 2 mit der Serie „Borussia Banana“ auf Sendung, in der Nichtkicker zu „Helden des Strafraums“ gemacht werden sollten.
Klaus Augenthaler dürfte die Karriere seines Kollegen, mit dem er 1990 Weltmeister wurde, aufmerksam verfolgt haben: Auf „Borussia Banana“ folgte immerhin Matthäus’ Trainerstationen bei Red Bull Salzburg, Maccabi Netanja und die Nationalelf von Bulgarien.
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