Programm „Facebook Privacy Watcher“: Bunte Privatsphäre
Die Erweiterung „Facebook Privacy Watcher“ macht die Facebook-Nutzung sicherer. Damit ist rasch erkennbar, was im eigenen Profil für wen sichtbar ist.
Selbst erfahrene Nutzer von Facebook verlieren häufig den Überblick über die zahllosen Privatsphären-Einstellungen des Kontaktnetzwerks. Das liegt auch daran, dass die US-Firma diese häufig ändert, ohne diese Änderungen ausreichend bekannt zu machen. Ergebnis ist, dass viele Nutzer mehr Informationen über sich an größere Gruppen preisgeben, als sie eigentlich möchten. Probleme bei dieser Feinabstimmung kosten viele Nutzer, die den Dienst möglichst sicher und datensparsam verwenden wollen, schnell die Nerven.
Ein Informatikertrio aus Darmstadt hat nun eine Software entwickelt, die eigentlich Facebook selbst längst hätte anbieten sollen: Ein Werkzeug, das beim Posten von Texten, Bildern, Videos und anderen Inhalten in dem sozialen Netzwerk mit einem Farbschema zeigt, bei wem die eingestellten Informationen tatsächlich landen.
Das Programm namens „Facebook Privacy Watcher“ (FPW) arbeitet als Erweiterung für den Browser Firefox und prüft zunächst die vom Nutzer vorgenommenen Datenschutzeinstellungen bei dem sozialen Netzwerk und speichert diese auf der Festplatte. Anschließend öffnet sich ein neues Browserfenster, in dem sich das FPW-optimierte Facebook-Profil befindet.
Die darin vorhandenen Einträge werden künftig mit einer individuellen Hintergrundfarbe versehen. Grün steht dabei für Postings, die jeder auf Facebook (und zunehmend auch im Rest der Welt) sehen kann. Einträge in Orange sind nur für den (möglicherweise großen) Freundeskreis sichtbar. Rote Postings „gehören“ nur dem Nutzer selbst, können also von anderen Personen auf Facebook nicht eingesehen werden. Blaue Einträge sind wiederum nur für einzelne Nutzergruppen sichtbar, die man zuvor festgelegt hat.
Praktischerweise lassen sich die Einträge genauso schnell verändern, wie man ihren Status begutachten kann: Ein Klick und ein Kreis mit vier farbigen Flächen erscheint, die man nur selektieren muss. So lassen sich Einträge schnell mal von Grün nach Orange verstellen, falls man sich im Eifer des Gefechts verklickt haben sollte. Facebooks Standardtechnik arbeitet hingegen über ein wenig übersichtliches Ausklapp-Menü.
Praktisch und dezent
Neben einzelnen Postings kennzeichnet FPW auch weitere Teile des Facebook-Profils farblich – beispielsweise die Freundesliste, Favoriten, den „Über mich“-Kasten oder den Wohnort. Das ist praktisch, weil es auch hier gerne einmal zu Einstellungsfehlern kommt. Die Farben sind dabei so dezent, dass sie den Lesefluss nicht stören, dem Nutzer aber trotzdem ständig vor Augen bleiben.
Empfohlener externer Inhalt
„Da die Standard-Privatsphäre-Einstellungen bei Facebook mit jedem Update offener werden, ist es sehr wichtig, seine aktuellen Einstellungen zu kennen und gegebenenfalls zu ändern, um nicht versehentliches zu viel Privates freizugeben“, schreiben die FPW-Macher. Allerdings seien die Einstellungen sehr detailliert. „So ist es schwer, den Überblick zu behalten.“ Dafür ist nun das FPW-Plug-in da.
Zusätzliche Entwickler gesucht
Facebook Privacy Watcher funktioniert bereits, ist aber ein noch junges Projekt. So kam es im Test an einigen Stellen zu Problemen, weil die Erweiterung nicht mehr reagieren wollte. Die drei Macher suchen deshalb noch weitere Entwickler, die die Software verbessern. Zu den Grundlagen der Technik wurden bereits zwei Studien veröffentlicht, bei denen in Nutzertests gezeigt werden konnte, dass der Ansatz das Standard-Facebook-Modell sinnvoll erweitert.
Als Firefox-Erweiterung läuft FPW direkt auf dem Rechner des Nutzers, Facebook kann eine Verwendung also nur indirekt verhindern. Allerdings besteht die Gefahr, dass Facebook seine Programmierung verändert – dann müsste FPW von den Entwicklern entsprechend aktualisiert werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?