Produktion nach Anschlag: Tesla steht bald wieder unter Strom
Der abgebrannte Strommast in Grünheide kann schneller als gedacht repariert werden. Der Start der Produktion ist noch unklar.
Nach einem Brandanschlag auf einen Strommast in der Nähe des Tesla-Werkes in Brandenburg hatte die Produktion seit vergangenen Dienstag stillgestanden. Die vom Verfassungsschutz als linksextrem eingestufte „Vulkangruppe Tesla abschalten!“ hatte sich zu dem Attentat bekannt. Privathaushalte in der Umgebung hatten einige Stunden nach dem Brand wieder Strom, bei Tesla dauerte es länger. Die Bundesanwaltschaft ermittelt wegen des Attentats.
Tesla konnte am Montag noch nicht sagen, wann die Produktion wieder anläuft. Laut Werksleiter André Thierig beläuft sich der Schaden durch den Stillstand auf mehrere hundert Millionen Euro, da das Unternehmen nun beispielsweise 1.000 Fahrzeuge pro Tag nicht produzieren könne.
Wie hoch der Schaden tatsächlich ist und ob er von einer Versicherung gedeckt ist, ist unklar. Es gebe keine Rechtsgrundlage für einen Schadensausgleich durch das Land, erklärte eine Sprecherin des Brandenburger Wirtschaftsministeriums. Das Unternehmen äußerte sich bislang nicht zu der Frage, ob es eine bei Attentaten wirksame Versicherung abgeschlossen hat.
Widerstand gegen Fabrik
Seit Sommer 2021 produziert Tesla in Brandenburg mit mittlerweile 12.500 Mitarbeiter*innen E-Autos. Nun soll die Fabrik in einem Wasserschutzgebiet erweitert werden. Dafür müssten 100 Hektar Wald gerodet werden. Ende Februar stimmten zwei Drittel der Anwohner in einer Bürgerbefragung dagegen. Zusätzlich haben Aktivist:innen der Initiative „Tesla stoppen“ in dem betroffenen Waldabschnitt ein Baumhaus-Camp errichtet.
Am vergangenen Wochenende gab es Demonstrationen für und gegen die Tesla-Erweiterung. Bei Protesten von „Tesla den Hahn abdrehen“ distanzierten sich Sprecherinnen von der gewalttätigen Aktion der „Vulkangruppe“, sprachen sich aber für die Waldbesetzung aus: „Wir freuen uns, dass über tausend Menschen gekommen sind. Insbesondere für die Waldbesetzung hier in Grünheide, die unbedingt erhalten werden muss“, sagte eine Aktivistin.
Es gab auch Pro-Tesla-Stimmen. Albrecht Köhler von der örtlichen SPD hatte zur Gegendemonstration aufgerufen. Nach taz-Zählung versammelten sich etwa 30 Menschen unter dem Motto „Tesla bleibt!“.
Vulkangruppe entschuldigt sich
Am Montag wandte sich die „Vulkangruppe Tesla abschalten!“ in einem offenen Brief an die Bürgerinitiativen, die Aktivist:innen und die vom Stromausfall betroffenen 5.000 Haushalte. Sie betonten, nur für sich zu sprechen, und verteidigten ihr Vorgehen: „Wir sehen keine Veranlassung, uns von öffentlichen Gruppen zu distanzieren und respektieren Eure Arbeit.“
Für die Gruppe würde es aus der Politik „Distanzierungsdruck“ geben, um „die Bewegung gegen Tesla zu spalten“. Sie hätte im Vorhinein die Gefährdung von Menschenleben ausgeschlossen. „Es ging um Tesla, nicht um unsere Privathaushalte, in denen wir leben. Wir bitten alle Betroffenen um Entschuldigung.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag