KOMMENTAR: Problemgruppen
■ Gröpelinger SPD-Beiräte sehen rot
Gröpelingen ist wirklich arm dran. Der Stadtteil ist nicht nur von Werften-Pleite und Massenarbeitslosigkeit schwer gebeutelt. Es ist noch schlimmer: An jeder zweiten Straßenecke stört eine „Problemgruppe“. So jedenfalls sieht es die SPD-Beiratsfraktion und will deshalb in den schäbigen Hafenbaracken neben dem Giftmüll-Panscher Plump auf keinen Fall Asylbewerber untergebracht sehen. Dies nicht etwa, weil die Flüchtlinge sich dort fatal an Verfolgung, Knast und Folter in der Heimat erinnert fühlen könnten, sondern weil der Stadtteil auch ohne Asylbewerber-Lager schon heute voller „Problemgruppen“ sei.
Die Genossen haben Recht. In Gröpelingen ist an Problemgruppen tatsächlich kein Mangel. Da gibt es Pyromanen, die es so lange auf einen Lebensmittel-Laden in der Morgenlandstraße abgesehen hatten, bis der türkische Besitzer aufgab und das Geschäft einem Inländer überließ. In Gröpelingen sind auch überdurchschnittlich viele Wähler der großdeutsch-nationalen DVU-Propaganda auf den Leim gegangen. Und die gefährlichste aller Gröpelinger Problemgruppen? Das ist die SPD-Beiratsfraktion selber. Sie macht ihre popelige Stadtteilpolitik mit dem Schicksal von Verfolgten.
Dirk Asendorpf
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen