piwik no script img

Pro & Contra zum Schulessen IDas bessere Mahl möge gewinnen

Bert Schulz
Kommentar von Bert Schulz

Mit den bisherigen Geld kann kein Caterer gutes Mittagessen herstellen. Das hat Schulsenatorin Scheeres schnell gelernt.

E in wesentlicher Teil des Grundschulunterrichts besteht heute darin, jungen Menschen zu erklären, wie unsere hochkomplexe postindustrielle Gesellschaft funktioniert. Und welche Rolle die Natur bei alldem noch spielen darf. Schüler sollen also lernen zu fragen, wie es sein kann, dass Lebensmittel in Deutschland so billig sind – und ob sie eventuell nicht zu billig sind. Sprich, die Bezeichnung Lebens-Mittel nicht mehr verdienen.

Mit den bisher für Nahrungsmittel vorgesehenen 50 Cent kann kein Caterer ein vernünftiges und gesundes Schulmittagessen herstellen. Das hat Schulsenatorin Sandra Scheeres (SPD) erstaunlich schnell gelernt. Und sie hat die richtigen Schlüsse daraus gezogen: Künftig sollen alle Versorger mehr als doppelt so viele Cent zur Verfügung haben. Und beweisen, was sie damit kochen können. Auf dass das bessere Mahl gewinne.

Lehren aus dem Preis

Natürlich gibt es das nicht umsonst: Der Preis steigt – für alle jene, die sonst keine Transferleistungen von Staat kriegen – um 14 auf 37 Euro im Monat. Das ist deutlich, aber nicht unbedingt nur schlecht. Denn in dieser hochkomplexen Gesellschaft wird viel übers Geld justiert. Steigende Preise signalisieren eben auch eine wachsende Bedeutung. Es ist nur fair, wenn diese Lebensmitteln zuteil wird.

Denn es sind nicht nur Grundschüler, die noch etwas über die Wertigkeit von Essen lernen müssen, sondern auch viele Eltern. Sie können sich künftig zudem an der Auswahl der Caterer beteiligen. Und am eigenen Leib verspüren, was ihre Kinder essen (müssen).

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Bert Schulz
Ex-Leiter taz.Berlin
Jahrgang 1974, war bis Juni 2023 Leiter der Berlin-Redaktion der taz. Zuvor war er viele Jahre Chef vom Dienst in dieser Redaktion. Er lebt seit 1998 in Berlin und hat Politikwissenschaft an der Freien Universität studiert.

3 Kommentare

 / 
  • A
    Aha

    "Ein wesentlicher Teil des Grundschulunterrichts besteht heute darin, jungen Menschen zu erklären, wie unsere hochkomplexe postindustrielle Gesellschaft funktioniert."

    Man bringt also 6-10jährigen die wahre Sicht auf die "hochkomplexe postindustrielle Gesellschaft" bei? Wegen solcher politischen Indoktrination statt Unterricht können wohl immer weniger Kinder lesen, schreiben und rechnen.

  • TL
    Tim Leuther

    "Schüler sollen also lernen zu fragen, wie es sein kann, dass Lebensmittel in Deutschland so billig sind – und ob sie eventuell nicht zu billig sind. Sprich, die Bezeichnung Lebens-Mittel nicht mehr verdienen."

     

    Nein, es ist nicht Aufgabe unseres Schulsystems den Kinder antiindustrielle Ideologien einzutrichtern.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Schulessen darf nicht zum Luxusgut für eine gewisse gut situierte Klientel werden.