Privatbank pleite

Die Weserbank ist wegen Überschuldung geschlossen. Bankenaufsicht spricht von Managementfehlern

BREMEN taz ■ Die staatliche Bankenaufsicht hat die Bremerhavener Weserbank geschlossen. Strittig ist, inwiefern die aktuelle Finanzkrise für die Überschuldung der kleinen Privatbank verantwortlich ist. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) geht davon aus, dass die Weserbank – wie alle anderen Kreditinstitute auch – allenfalls unter der allgemein „eingetrübten“ Marktlage „gelitten“ habe. Ähnliches ist vom Bankenverband zu hören.

Weserbank-Chef Gerold Lehmann verteidigte sich gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters mit den Worten, in einem „normalen“ Marktumfeld hätte das Institut „niemals“ hätte geschlossen werden müssen. Ein BaFin-Sprecher hingegen sagte, die Weserbank habe sich schlichtweg „verhoben“.

Die 1912 gegründete, ehemals rein regional agierende Weserbank war 2006 in das Investmentgeschäft am Börsenplatz Frankfurt eingestiegen. Dort hatte sie indes mehr Kosten als Erträge erwirtschaftet. Die gegenwärtige Krise habe die Zahl der Börsengänge deutlich reduziert, so Lehmann – „das hat uns schwer getroffen“. Zudem seien der Bank infolge der Immobilienkrise in den USA wichtige Geschäftsfelder weggebrochen. Ein Sprecher des Deutschen Bankenverbandes widersprach umgehend: Damit habe die Pleite „nichts zu tun“.

Die BaFin beziffert die Verbindlichkeiten der Weserbank auf knapp 26 Millionen Euro und erließ ein Zahlungs- und Veräußerungsverbot. Zugleich stellte sie einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Jetzt wird geprüft, ob die Bank noch zu retten ist. Weil das Unternehmen neben der gesetzlichen Entschädigungseinrichtung auch dem Sicherungsfonds der privaten Banken angehört, seien die Einlagen der rund 2.800 KundInnen in jedem Fall geschützt, betont die BaFin.

Die Weserbank AG hatte 2007 eine Bilanzsumme von lediglich 120 Millionen Euro. Gegenüber Radio Bremen sagte Lehmann, dem Unternehmen fehlten 5 Millionen Euro, um überleben zu können. Es habe bereits Gespräche mit potenziellen Käufern gegeben, die aber alle gescheitert seien. Lehmann – der früher im Vorstand der Schweizer Großbank UBS saß – hatte erst 2006 gemeinsam mit dem ehemaligen Vorstandschef der Deutschen Pfandbriefbank, Jürgen Karcher, die Mehrheit an der Weserbank übernommen. Zuletzt hatte die BaFin 2006 eine Bank geschlossen. Auch damals war mit dem Institut Reithinger eine Privatbank betroffen. JAN ZIER