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■ Mit gemeinsamen E-Mobilen auf du und duPrivatautos ablenken

Hamburg /Dresden (taz) – Organisiertes Autoteilen in Ostdeutschland – das ist Thema einer heute in Dresden beginnenden Fachtagung. In 105 bundesdeutschen Städten sind 12.000 Menschen mit rund 800 Autos beteiligt. Doch obwohl es auch in Dresden, Arnstadt, Erfurt, Freiberg, Halle, Jena, Leipzig, Magdeburg, Potsdam, Rostock und Schwerin Car-Sharing-Initiativen gibt, glaubt VW-Sprecher Günther Scherelis nicht an Gemeinschaftsautos: „Der Deutsche will seinen Besitz bewegen.“ Folgerichtig entwickelt der Volkswagenkonzern seine Zukunftsautos auch weiterhin als Familienkutsche für den Privatbesitz mit konventionellem Motor.

Vorsichtig wie VW aber nun mal ist, beteiligen sich die Wolfsburger immerhin forschungshalber an „Neuen Formen der Mobilität“. Axel Riemann, Abteilungsleiter Verkehr bei der VW AG: „Wir wollen nichtalltägliche Formen der Mobilität ausprobieren. Wir interessieren uns für flexible Organisationsformen und dem Kunden angepaßte Nutzungen.“ Deshalb baut VW auch als einziger deutscher E-Mobil-Serienhersteller 100 „City-Stromer“ im Jahr.

Während VW forscht und denkt, handeln andere: Mit großem Engagement stürzt sich der französische Atomstromkonzern Electricité de France (EdF) gemeinsam mit französischen Autoherstellern in den Elektroautomarkt. Bei Peugeot/Citroän rollen in diesem Jahr 3.000 E-Mobile vom Band. In den nächsten Jahren soll die Produktion förmlich explodieren: 100.000 Elektroautos sollen nach den Plänen der französischen Regierung 1999 über Frankreichs Straßen surren. Pro Fahrzeug gibt es 5.000 Franc (ca. 1.500 Mark) Zuschuß. Städte und Gemeinden, die die E-Mobile als öffentliche Gemeinschaftsautos nutzen, erhalten sogar 8.000 Franc (2.300 Mark). In der Hafenstadt La Rochelle gibt es öffentliche Individualfahrzeugen mit Elektroantrieb: Das städtische Verkehrsunternehmen besitzt eine Flotte kleiner E-Mobile, die pro Tag inklusive 50 Kilometer Fahrtweg nur 29 Mark kosten. Standorte sind Bahnhof, Hafen und ausgewählte Bushaltestellen. Peugeot arbeitet derweil in Straßburg an einer verbesserten Version: Im System Tulip sind E-Mobile an kleinen, vollautomatischen Ladestationen über das ganze Stadtgebiet verteilt. Der Tulipkunde nutzt die Fahrzeuge per persönlicher Fernbedienung, die über Funk auch dem Dialog mit der Zentrale dient. Setzen sich derartige Systeme durch, würde der Privatbesitz von Autos in der Stadt überflüssig.

Aber schon der Privatbesitz von Elektroautos kann zu erheblicher Verkehrsreduzierung führen, wie eine Auswertung vom realen Einsatz von E-Autos zeigt. Entgegen landläufiger Meinung avancieren die meist als Zweit- oder Drittwagen angeschafften Fahrzeuge schnell zum Erstfahrzeug.

Kongreß am 11./12. Oktober, Kulturrathaus Dresden, Königstraße 15. Information: Bildungswerk „Weiterdenken e.V.“, Tel.: (0351) 4943311

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