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Prinz Charles in BerlinBrüder im Amte

Prinz Charles und Camilla besuchen erstmals offiziell Berlin. Dabei wird offenbar, wie viel den britischen Thronfolger mit dem Bundespräsidenten verbindet.

Einer die Frau im Weg, der andere die Frau im Nacken: Prinz Charles (li.) und Horst Köhler (re.). Bild: reuters

Auf den ersten Blick ist es nur das ein wenig verwehte, edel ergraute Haupthaar, das Bundespräsident Horst Köhler (66) und den britischen Thronfolger Prinz Charles (60) verbindet. Gut, beide wurden von mehr oder weniger seriösen Medien schon zum bestangezogenen Mann gewählt, aber das ist bei Charles Zweireiher und gelegentlich noch dazu im Schottenrock doch eher Geschmackssache.

Betrachtet man beide aber mal genauer, beim Besuch von Prinz Charles mit seiner Ehefrau zum Mittagessen im Bundespräsidentensitz Schloss Bellevue in Berlin gestern Nachmittag, dann sitzen da doch, neben Camilla und Eva Luise Köhler, zwei Brüder im Amte. Beide im besten Regierungsalter, beide dürfen nicht so richtig herrschen, und beiden ist eine Frau im Weg.

Bei Horst Köhler verhindert verfassungsgemäß Kanzlerin Angela Merkel, die sich auch gern mal in Talkshows selbst "Staatsoberhaupt" nennt, die volle Ausübung der Macht. Bei Charles hockt die Queen auf dem Thron, mit der er leider auch noch familiär verbunden ist.

So treffen sich beide in der vornehmen Rolle des Repräsentanten. Eine Frau im Weg, eine im Nacken: Während Prinz Charles stets vom Geist der toten Exgattin Diana verfolgt wird, muss Horst Köhler jederzeit mit der Erscheinung "Gesine Schwan" rechnen, die optisch allerdings eher an Camilla anlehnt und ihm mit Abwahl droht. So lange darf Horst Köhler noch im Schloss Bellevue empfangen, Prinz Charles hat eine Schlafcouch im Buckingham Palace.

Weil beide also nicht so richtig randürfen, haben sie sich mit viel Eigensinn eigene Betätigungsfelder gesucht. Prinz Charles geht seinen Landsleuten mit grünen Ideen auf die Nerven, Köhler den Deutschen mit Bedenkenträgerei, sein Lebensthema Afrika scheint er inzwischen aufgegeben zu haben. Wo Charles also Beschwerdebriefe an den Emir von Qatar schickt, weil der im Londoner Stadtteil Chelsea von namhaften Architekten einen Luxuswohnkomplex bauen will, der dem Prinzen nicht gefällt, da wirft Köhler sein Veto bei diversen Gesetzesvorhaben ein und ärgert sogar die Hand, die ihn nährt, also die der CDU. Charles kann nach der Hochzeit mit Diana und Camilla seine nährende Hand, also die der Queen, mit gar nichts mehr schocken.

So ähnlich sind sich Charles und Horst, dass man sich fragt: Von wem ist er nun wohl, der, der beide in seiner Person vereint: Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg.

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6 Kommentare

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  • T
    tiberio

    ist doch sauber formuliert. und zum grinsen obendrein. eins rauf mit mappe, ihr 2 autoren.

  • K
    Kopp

    Einfach fies!

  • CD
    Carl der alte Brigadier

    Hat es Horst Köhler als oberstes Repräsentant der BRD jemals Prince Charles gleichgetan und mit jungen Auszubildenden afrikanischen Migrationshintergrunds vor laufenden Kameras Billard gespielt, um ein Zeichen gegen den bis in die bürgerliche Mitte reichenden Rassismus hierzulande zu setzen, von dem Afrodeutsche besonders betroffen sind?

     

    Solcherlei Zivilcourage ist aus dem Bundespräsidialamt meines Wissens nicht dokumentiert, weshalb es einer Majestätsbeleidigung gleichkommt, den Prinzen of Wales und Horst Köhler auf eine Ebene zu stellen.

  • BR
    Buck Rogers

    So kann man auch die Seiten füllen.

  • R
    Riki

    Mein Gott, da haben sich aber - sogar zwei - etwas aus der Nase gepopelt. Sehr bedeutsam!

  • EK
    Ein kritischer Leser

    Die tägliche Stimmungsmache der TAZ gegen den Bundespräsidenten hat nichts mehr mit objektiver Berichterstattung zu tun, sondern offenbart nur, wie verzweifelt man scheinbar in der Redaktion darüber ist, dass Frau Schwan bei der anstehenden Wahl keine Mehrheit erreichen wird.

    So versucht man, den amtierenden Bundespräsidenten zu verspotten und schlechtzureden.

     

    Das Verhalten der TAZ-Redaktion ist einfach nur peinlich und kann nicht einmal mehr im Ansatz mit seriösem Journalismus in Verbindung gebracht werden.