Pressefreiheit: Kongos Journalisten begehren auf
Wer unabhängig berichten will, lebt gefährlich - und muss es sich leisten können. Im Kongo häufen sich Angriffe auf Journalisten von Seiten der Armee.
Journalisten in der Demokratischen Republik Kongo wollen heute in der Hauptstadt Kinshasa auf die sich häufende Gewalt gegen sie aufmerksam machen. Vor dem Generalstab der Armee wollen sie mit einem Sitzstreik die Vereidigung des neuen Generalstabschefs Dieudonné Kayembe stören - eine riskante Form des Protests, da die Armee für einen Großteil der Gewalt gegen Journalisten im Kongo verantwortlich ist.
Am 13. Juni hatten zwei Soldaten in der ostkongolesischen Stadt Bukavu Serge Maheshe erschossen, Nachrichtenchef des UN-Rundfunksenders Radio Okapi. Der Prozess gegen die beiden mutmaßlichen Täter soll am Montag beginnen. Eine Verurteilung wäre immerhin ein Fortschritt gegenüber früheren Journalistenmorden, die meist ungesühnt blieben. Während der Zeit der von UN-Truppen abgesicherten Übergangsregierung des Kongo von 2003 bis 2006 waren zwei berühmte kritische Journalisten, Franck Ngyke und Bapuwa Mwamba, ermordet worden.
Der Mord an Serge Maheshe ist nicht der einzige brutale Angriff dieser Tage. Anne-Marie Kalanga, die im Staatsfernsehen RTNC eine Umweltsendung präsentiert, wurde am Sonntag von Männern in Polizeiuniform vor ihrem Haus in die Beine geschossen. Am Montag wurde Basile Bakumbane, der in der Provinz West-Kasai eine Diskussionsveranstaltung bei Radio Okapi moderiert, von UN-Soldaten nach Kinshasa gebracht, nachdem die Provinzregierung ihn telefonisch bedroht hatte.
Letzte Woche wurde Théo Barula, Kameramann des Staatsfernsehens im ostkongolesischen Goma, auf dem Weg zur Arbeit von Straßenkindern ausgeraubt - solche Angriffe sind meist Auftragsarbeit.
Sogar der sonst schweigsame Chef der UN-Mission im Kongo (Monuc), William Swing, hat sich jetzt geäußert. "Es müssen dringend Maßnahmen zum Schutz von Journalisten und zur Gewährung der Meinungsfreiheit getroffen werden", sagte Swing am Montag. "Wir müssen laut und klar sagen, dass der neue Kongo Gewalt und Intoleranz gegen Journalisten und gegen die Pressefreiheit nicht mehr duldet."
Schön wärs. Journalisten im Kongo werden kaum bezahlt und müssen meist bei den Objekten ihrer Berichterstattung um Geld bitten. Wer dann trotzdem professionell arbeiten will, ist für Kongos mächtige Politiker ein öffentliches Ärgernis. Bei einer Journalistendemonstration im ostkongolesischen Kisangani am Dienstag nahm Provinzgouverneur Médard Autshai die Politik selten selbstkritisch aufs Korn: "Wir geben den Journalisten 50, 100, 200 Dollar, damit sie über uns berichten. Und wenn sie die Wahrheit sagen, gehen wir mit Gewalt gegen sie vor. Lassen Sie sich vom Tod Ihres Kollegen [Maheshe] nicht entmutigen. Er soll dazu beitragen, die Sache der Journalisten triumphieren zu lassen."
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!