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Pressefreiheit in RusslandUS-Journalist „unerwünscht“

Der Reporter David Satter soll sich mehrere Tage illegal in Russland aufgehalten haben. Jetzt darf der Amerikaner fünf Jahre nicht mehr einreisen.

Der US-Journalist war auch nach Kiew gereist, um über die dortigen Proteste zu berichten. Bild: reuters

MOSKAU dpa/afp | Wegen „schwerer Verstöße“ gegen die Visaregeln darf ein US-Journalist in den kommenden fünf Jahren nicht nach Russland einreisen. David Satter von Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL) habe sich mehrere Tage illegal im Land aufgehalten und sei zu spät bei der Migrationsbehörde in Moskau erschienen, teilte das Außenministerium am Dienstag mit.

Vor Gericht habe der Reporter, der bereits von 1976 bis 1982 als Korrespondent in Moskau gearbeitet hatte, den Verstoß zugegeben, hieß es. Der auch an US-Hochschulen über russische Politik lehrende Satter teilte mit, er sei in Russland „unerwünscht“.

Der staatlich finanzierte Rundfunksender RFE/RL, für die Satter als Berater tätig ist, erklärte, die US-Botschaft habe offiziell Protest gegen die Ausweisung des Journalisten eingelegt. Der frühere Korrespondent der Financial Times und des Wall Street Journal arbeitete seit vergangenem September in Moskau.

Anfang Dezember war er in die ukrainische Hauptstadt Kiew gereist, um über die Proteste der proeuropäischen Opposition gegen die russlandfreundliche Regierung von Präsident Viktor Janukowitsch zu berichten. Laut einer RFE/RL-Sprecherin begannen anschließend die Probleme.

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5 Kommentare

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  • S
    Stefan

    Es ist unglaublich, dass wirklich jede deutsche Zeitung den Amis hörig ist. Da muss weit mehr hinter stecken, als wir uns es jemals vorstellen könnten.

  • AG
    ALI G

    @Gast 7496

     

    "Bei einem Visa-Verstoß in den USA müßte man allerdings mit ähnlichen Konsequenzen rechnen."

     

    Erinnern Sie sich vielleicht an den Herrn Trojanow? In den USA reicht es aus, die NSA, die CIA oder sonst eine staatliche Behörde öffentlich zu kritisieren, um als "persona non grata" keine Einreiseerlaubnis zu bekommen.

    ( http://www.taz.de/!124766/ )

     

    Aber die bösen Russen.... wollen sich doch tatsächlich als unabhängiger Staat aufspielen, der sich um seine eigenen Bestimmungen kümmert!

  • Es ist charakteristisch für unsere Medien, wie es gar nicht charakteristischer sein könnte, daß ein für ein CIA-Propaganda-Sprachrohr tätiger "Journalist" sofort der gesamten Weltöffentlichkeit sein Leid klagen kann, wenn er seine Rechte verletzt sieht, der Fall eines tatsächlich auch journalistische Arbeit leistenden Korrespondenten der linksliberalen türkischen Tageszeitung "Radikal" (die türkische TAZ!), der aufgrund seiner Kaukasus-Berichterstattung, und nicht aufgrund etwaiger Visumsverletzungen, eine 5-jährige Einreisesperre erhält und noch dazu tagelang auf dem Flughafen von Sotschi festgehalten wurde, dahingegen unter den Teppich gekehrt und mit Stillschweigen umhüllt wird: http://sochi2014-nachgefragt.blogspot.com/2013/09/am-flughafen-von-sotschi-festgehalten.html . Da, wo die Pressefreiheit wirklich verletzt wird und eine Meldung hierüber einen deutlich anderen Charakter als den eines außenpolitischen Coups zu opportunem Zeitpunkt trüge, schweigen deutsche Medien. Bei der Frankfurter Rundschau bin ich für einen entsprechenden Hinweis seinerzeit sogar für Wochen von der Kommentarfunktion ausgeschlossen worden: http://sochi2014-nachgefragt.blogspot.com/2013/10/zensur-bei-der-fr-bitte-um-stellungnahme.html

  • LS
    Lukas Stein

    Das ist eine histrorische Konstante. Ich kann mich noch erinnern `93 musste man als erstes sich bei der örtlichen Polizei melden und den Bezirk offiziell nur verlassen können wenn dies im Visa auch vermerkt gewesen wäre. Wer sich in den 80ern noch frei bewegten wollte war stets auf der Hut, wir haben uns dann bei Kontrollen als Letten ausgegeben, mit unserem deutschen Akzent. Mitlerweilse sind die Visaregeln etwas lockerer aber die staatliche Aufsicht bleibt. Der Journalist hätte also auch wahrscheinlich Heinz Müller heissen können und ihm würden ähnliche Konseqeunzen drohen.

  • G7
    Gast 7496

    Bei einem Visa-Verstoß in den USA müßte man allerdings mit ähnlichen Konsequenzen rechnen. Auch wenn man nur bei der Ausreise vergisst seinen grüne Zettel abzugeben.