Pressefreiheit in Ägypten: Mursi ordnet Freilassung an
Der ägyptische Präsident Mohammed Mursi fährt einem Richter in die Parade, der einen Kritiker des Präsidenten inhaftiert hatte. Ein Signal für die Freiheit der Presse.
KAIRO dpa | Nur wenige Stunden nach der umstrittenen Inhaftierung eines kritischen Journalisten hat Ägyptens Präsident Mohammed Mursi die Entscheidung des Richters rückgängig gemacht. Per Dekret ordnete der Islamist Mursi am Donnerstagabend die sofortige Freilassung des Chefredakteurs der liberalen Zeitung Al-Dustour, Islam Afifi, an. Afifi steht vor Gericht, weil er Mursi und die Muslimbruderschaft beleidigt haben soll.
In seinem Dekret verbat Mursi jede Anordnung von Untersuchungshaft im Zusammenhang mit journalistischen Verfehlungen. Er hatte sich zuvor mit Justizminister Mohammed Fuad Gadallah beraten. Nach Angaben der Staatsmedien wurde Afifi kurz nach der Veröffentlichung des Dekrets freigelassen. Der Journalist erklärte, sein Blatt werde weiter in Opposition zu Mursi und den Muslimbrüdern stehen. „Warum werden sogenannte journalistische Vergehen überhaupt von Gerichten beurteilt und nicht von der Berufsgenossenschaft der Journalisten?“
Afifi war nach der ersten Sitzung in dem Prozess wegen angeblicher Beleidigung des Präsidenten abgeführt worden. Darauf hatte es in Kairo Proteste von Journalisten gegeben.
Die Ägyptische Organisation für Menschenrechte erklärte, der Prozess richte sich gegen die Freiheit der Presse und sei eine Fortsetzung der alten Politik des Mubarak-Regimes. Der Prozess gegen Afifi soll am 16. September fortgesetzt werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!