Presse in Brasilien: Vermisster Journalist und Forscher tot
Anfang Juni verschwanden ein Journalist und ein Experte für Indigene spurlos im brasilianischen Amazonasgebiet. Nun wurden sie gefunden: tot.
Am Sonntag waren bereits persönliche Gegenstände der beiden gefunden worden. Feuerwehrleute hätten in einem Überschwemmungsgebiet am Fluss Itaquaí im Wasser unter anderem die Krankenversicherungskarte des brasilianischen Experten Bruno Pereira entdeckt, berichteten Medien wie das Portal G1 am Sonntag (Ortszeit) unter Berufung auf die Polizei.
Gefunden wurden demnach außerdem ein Rucksack des Journalisten Dom Phillipps sowie Kleidung und Schuhe beider Männer. In der Umgebung des Fundorts, nahe der Grenze mit Kolumbien und Peru, war den Angaben zufolge ein Boot eines bereits festgenommenen Verdächtigen entdeckt worden. Die Gegenstände, darunter ein Laptop, seien an einen Baum gebunden gewesen.
Phillips und Pereira waren nach Angaben einer regionalen Indigenen-Organisation nicht wie geplant am 5. Juni mit dem Boot in der Stadt Atalaia do Norte im äußersten Westen Brasiliens angekommen. Zuvor hatte Pereira bei der Polizei gemeldet, mehrmals bedroht worden zu sein.
Der britische Journalist, der regelmäßig für den britischen „Guardian“ schrieb, hatte zusammen mit Pereira im abgelegenen Javari-Tal nahe der Grenze zu Peru für ein Buch über Gewalt gegen Indigene recherchiert, deren geschützte Gebiete zunehmend durch illegale Aktivitäten zerstört werden. Bei seinen Recherchen wurde er von Pereira unterstützt.
Der Experte, der für die Regierungsbehörde für indigene Angelegenheiten (Funai) arbeitet, kämpft seit Jahren für den Erhalt der unberührten Gebiete der Indigenen. Deren Angaben zufolge wurde er für seinen Kampf gegen Wilderer, illegale Holzfäller und Goldgräber, die teilweise gewaltsam in die Schutzgebiete vordringen, immer wieder bedroht.
Indigene, Familienangehörige, Freund*innen und Kolleg*innen hatten sich nach dem Verschwinden der beiden sehr besorgt geäußert. Außerdem war kritisiert worden, dass die Suche nach den zwei Vermissten sehr schleppend angelaufen sei und nicht entschlossen genug geführt worden sei. Auch das UN-Menschenrechtsbüro forderte die Behörden vor dem Fund der Leichname auf die Bemühungen zu verstärken.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören