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■ Press-SchlagWechselspiele

Um Bochum, Köln und Saarbrücken sollte Horst Heese in nächster Zeit tunlichst einen großen Bogen machen. Zumindest so lange, bis raus ist, ob Bayer Uerdingen mit dem winzigen Rettungsstrohhalm, den ihm der Trainer von Eintracht Frankfurt so großherzig zugeworfen hat, etwas anzufangen weiß oder nicht. Unfähig, aus eigener Kraft Punkte zu erringen, können die Krefelder vermutlich von einem fatalen Wechselfehler Heeses profitieren, auch wenn dieser auf den Verlauf des Spieles Uerdingen–Frankfurt (2:5) nicht den mindesten Einfluß hatte.

In der 21. Minute mußte Slobodan Komljenovic nach einem Tritt ins Gesicht blutüberströmt vom Platz, in seiner Hektik wechselte der nicht ganz regelfeste Eintracht-Coach („Das ist mir etwas kompliziert“) Marek Penksa ein. Dieser aber ist im Gegensatz zu Komljenovic, der als sogenannter „Fußball-Deutscher“ nicht unter die ausländerfeindliche Ausländerklausel des DFB fällt, ein waschechter Slowake und durfte daher gar nicht aufs Feld, weil mit Yeboah, Zchachadse und Okocha schon drei Ausländer im Frankfurter Team mitwirkten. Anders als im Falle des VfB Stuttgart, wo im Europacup gegen Leeds United der überzählige Simanic sieben Minuten lang kräftig mitmischte, kam Penksa jedoch nicht recht ins Spiel. Drei Minuten nach seiner Einwechslung erkannte man auf der Eintracht-Bank das Mißgeschick, Penksa wurde von einem plötzlichen Wadenkrampf ereilt und humpelte vom Platz. Doch die schauspielerische Einlage war vergeblich. Uerdingen hatte das Spielformular weit besser im Griff als die Frankfurter Stürmer, entlarvte Heese schonungslos als Daum-Epigonen und legte Protest ein.

Klarer Fall, sagt DFB-Justitiar Götz Eilers, eindeutiger Regelverstoß, beide Punkte müssen an Uerdingen gehen. Auch DFB-Sprecher Wolfgang Niersbach sieht kaum eine Möglichkeit für die Frankfurter, dem unbarmherzigen Formalismus des DFB-Sportgerichtes zu entgehen: „Wie ich die Juristen kenne, ist es ihnen egal, ob es sich bei dem Fehler um eine Minute oder 90 Minuten handelte.“

Letztendlich egal kann die Sache wohl auch den Frankfurtern sein, die UEFA-Cup- Teilnahme ist so gut wie gesichert. Die Gelackmeierten in der ganzen Angelegenheit sind, geht man mal davon aus, daß Saarbrückens Torfabrik zügig nach unten durchstartet, der 1. FC Köln und der VfL Bochum, die durch den unverhofften Punktgewinn der Uerdinger plötzlich wieder einen Konkurrenten um den rettenden 15. Platz am Hals hätten, den sie längst abgehängt glaubten. Aus vollem Herzen dürften sie Frankfurts Vize-Präsidenten Bernd Hölzenbein zustimmen, der voll gutgespielter Naivität längst vergangene Zeiten beschwört: „Wenn Fußball noch Sport sein soll, dann muß das Spiel mit 5:2 für uns gewertet werden.“ Matti

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