■ Press-Schlag: In Bochum wird mal wieder gestammelt Ja, ist es denn gerecht, daß der VfL absteigt?
Oje. Es ist wieder soweit. In Bochum muß geweint werden und gestammelt, mit belegter Stimme, wie sich das gehört, wenn der VfL aus der Fußball-Bundesliga absteigt. Mal wieder.
Schon wieder.
Ja, die Menschen in dieser Region haben das nicht verdient, sicher nicht, daß sie inzwischen fast schon Übung haben im Weinen und belegten Stammeln. Es wird das dritte Mal in sechs Jahren sein, daß das Team – wooosch – in diesen furchtbaren dunklen Schacht hinunterrauscht.
Und nun kommt die berühmte Frage, ausgerechnet gestellt vom gnadenlosen Wirtschaftsunternehmen Kölner Stadtanzeiger. „Muß denn ausgerechnet der VfL Bochum absteigen?“ Ausgerechnet dieser sympathische, kleine Klub, der den Gesetzen der Weltwirtschaft und ... ja, ist denn das gerecht? Warum nicht Bremen, Stuttgart, Nürnberg?
Die Antwort lautet: weil.
Im engeren Sinne: Weil man zuletzt fünf Spiel nacheinander verloren hat. Weil Trainer Klaus Toppmöller immer noch glaubte, es sei ganz prima, wie seine Jungprofis wie Bastürk, Buckley, Schindzielorz ihre Gegner mit einem Doppelpaß naßmachten – scheinbar. Dabei machten sie sich bloß selber naß, während um den VfL herum längst alle die Feuerwehr gerufen, die Brechstange ausgepackt und den Rest gemacht hatten, den man halt so zu machen hat, wenn man nicht absteigen will – zum Beispiel hie und da ein Spiel gewinnen.
Der VfL Bochum hat nicht gegen den Abstieg gespielt. Der VfL Bochum hat gespielt. Und dann machte es am Samstag 17.15 Uhr pffft. Und da hat Bochum mal seine Punkte gezählt, und es waren so wenige, daß man zwei Spieltage vor Saisonende schon abgestiegen ist. Oder: „Glauben Sie noch an den Weihnachtsmann?“ (Stürmer Stefan Kuntz)
Nein, natürlich nicht. Wir glauben (und das ist die Erklärung im weiteren Sinne) an die Ufa (Hertha), an Volkswagen (Wolfsburg) an Bayer (Bayer) und natürlich an Stoiber (Bayern).
Wir glauben nicht an die Duisburgs, nicht an die Unterhahahachings, wir glauben ja mittelfristig nicht mal mehr an den Otto!
Und was die Menschen in den westlichen Regionen (auch Mönchengladbach, Düsseldorf, Uerdingen, Wattenscheid und ggf. Oberhausen) betrifft: Schon hart.
Aber man wechselt (Wir Schweine z. B. sind längst Wolfsburg-Anhänger. Das hat Zukunft und gibt Sicherheit.) Oder sich an alles gewöhnen. Der Redaktion zugespielt wurde die Geschichte von einem notorisch behämmerten Anhänger des VfL , der große, wahre und existentielle Tränen zu vergießen wußte, wenn es galt. Gestern erzählte dieser Mann fröhlich, es gäbe für ihn „im Moment wichtigere Sachen“. Er sei in der Stunde des Unglücks „nicht einmal richtig gerührt“ gewesen. Außer ganz kurz, als er einen gewissen Moppel in den Arm nehmen mußte. Moppel war offenbar gerührt, ja existentiell verunsichert. Diesmal noch. Peter Unfried
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