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Press-SchlagHejduk surft rein, Matthäus fliegt raus

■ Wie geht es jetzt weiter, Erich Ribbeck? 13 Antworten auf Deutschlands Fragen

Die Bilanz des DFB beim Konföderationen-Cup in Mexiko: 0:2 gegen die USA, 0:4 gegen Brasilien und, ach ja, 2:0 gegen die tapferen Neuseeländer. Ergebnis: Als Dritter der Gruppe B ist man heute schon wieder zuhause. Trifft dort auf: betretene Ratlosigkeit. Beckenbauer fürchtet sogar, „dass Mitleid aufkommt“ und dass es beginnt, „ironisch zu werden“. Ach, woher denn. Die taz beantwortet die drängendsten Fragen.

War's echt so schlimm?

Ja. Die Mannschaft hat gespielt wie 82 in Gijon, aber ohne es zu wollen. Gegen Österreich hätte es gereicht, gegen Neuseeland war es knapp, für die USA (B-Team) war Deutschland nur ein Sparringpartner. Bitter, das, aber wahr.

Hat wenigstens einer überzeugt?

Gerber, Maul, Schneider, Ballack, Dogan, Heldt und all die anderen: o nein. Nur Mehmet Scholl wirkte, als hätte er Spaß am Fußball.

Wer war richtig peinlich?

Neben der versammelten DFB-Führungsspitze: Jörg Heinrich. War zuerst penetrant desorientiert und holte sich dann eine Prellung im Gesicht, was das auch immer sein mag.

Kann Ribbeck was dafür?

Für Heinrichs Prellung nicht und auch sonst für nichts. In Mexiko. Die Reise hat ihm noch Vogts eingebrockt.

Bertis Bilanz war besser.

Das ist relativ zu sehen. Rein rechnerisch mag das stimmen: Ribbeck hat in zwölf Spielen fünfmal gewonnen und fünfmal verloren. Das ergibt einen Punkteschnitt von 1,4. Berti hat von 102 Spielen 67 gewonnen und 12 verloren, sein Schnitt ist 2,2 Punkte. Aber Ribbeck braucht keine Verschwörungstheorien, um Pleiten zu erklären. Das ist sein Erfolg.

Hat der DFB Schuld?

Natürlich nicht. Nach den unauffälligen WMs 1970 und 1986 konnte ja keiner ahnen, dass „die Verlagerung des Cups an einen zentralen Punkt Südamerikas“ (DFB-Vize Mayer-Vorfelder) irgendjemanden interessiert. Tat es ja auch nicht, außer Millionen Mexikanern und Brasilianern, ein paar tausend Amis und zwei Schafen in Neuseeland.

Aber die WM 2006 kommt doch jetzt nach Deutschland?

Nein, aber das war vorher schon klar. „Unser Auftreten hat weder Nachteile noch Vorteile gebracht“, sagt Mayer-Vorfelder. Im Klartext: Südafrika bekommt die WM, wer chancenlos ist, braucht weder Nach- noch Vorteile.

Ja, was hat die Reise denn dann gebracht?

Der DFB ist ein Stück weiter auf dem Weg, Uli Stielike loszuwerden. Und Matthäus hat jetzt 139 Länderspiele, ihm fehlen nur noch fünf Spiele zum Weltrekord.

Sind die Mexikaner sauer?

Oho! Die Zeitung mit dem schönen Titel Reforma schrieb: „Der Schweiß war das Einzige, was dem historischen deutschen Trikot Gewicht gab.“

Gibt es Hoffnung ?

Kaum. Gegen Finnland (4. September) und Nordirland (8. September) werden zwar „die besten deutschen Spieler in der besten körperlichen Verfassung“ (Wunschvorstellung: Erich Ribbeck) mitwirken, und das wird wohl genügen. Aber Nachwuchskräfte sind nicht in Sicht, die endlich Saft in diese Mannschaft bringen könnten, und an das knarzende System traut sich kein Ribbeck ran.

Hat der Bundestrainer überhaupt ein Konzept?

Und ob! „Auch im Urlaub setze ich mich nicht mit den Rentnern zusammen, sondern gehe runter zum Strand zu den Surfern.“ Das ist mutig, denn es bedeutet: Der Ami Hejduk wird eingebürgert, Matthäus fliegt raus.

Wie geht's denn Lothar?

Nicht so gut. Der 38 Jahre alte „Libero, Verteidiger, Spielmacher, Stürmer“ (Ze Roberto) hat sich im linken Oberschenkel einen Muskel verhärtet. Unangenehm, so was. Matthäus trainiert vorerst nur im Laufschritt, aber Deutschland, schlafe ruhig: Sein Einsatz in der EM-Quali ist nicht gefährdet.

Hat er noch was gesagt?

Ja, was Medienkritisches: „Wir haben reichlich auf die Fresse bekommen. Aber wie wir auch spielen und wie die Ergebnisse auch sind, wir bekommen sowieso immer auf die Fresse.“ Rüdiger Barth

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