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■ Press-SchlagAuswärts 0, daheim 1  Radiophoner Spaziergang mit Milena (2)

Wir erinnern uns: Kinder brauchen frische Luft, Väter brauchen Bewegung, Mütter brauchen Ruhe. Deshalb jeden Samstag von 15.00 bis 17.20 Uhr Bundesligaspaziergang mit Milena (19 Monate), kleinem Radio (HR 1) und Kopfhörer (wg. Sabine Töpperwien) durch den Frankfurter Stadtwald. Das bringt Vorteile: Man erfährt, dass man nicht 75 Minuten „ran“ sehen, sondern nur die ersten drei der fünf Bayerntore erwischen muss; man erkennt die geheimen Gesetzmäßigkeiten der Liga, von denen TV-Glotzer nichts erfahren (alle 3 Elfmeter wurden um 16.46 Uhr gepfiffen), und man kann in Ruhe die Thesen überprüfen, mit denen man in den Wald ging.

Die These diesmal lautete: Champions-League-Teilnehmer haben in der Bundesliga keine Chance. In den Knochen das Spiel vom letzten Mittwoch, im Kopf die letzte Chance vom kommenden Dienstag gegen Maribor, Glasgow, Chelsea, Porto – wie soll da gegen die ausgeruhten Sechziger, Wolfsburger, Schalker und Hamburger mehr rausspringen als maximal ein Punkt zu Hause und eine Niederlage auswärts? Die Aufblähung der Champions League, so die brillante Theorie, sorgt für Spannung und Abwechslung in der Meisterschaft und ist also zu begrüßen. Der HSV, Schalke 04, Wolfsburg: Jeder darf mal ganz weit nach vorn – und im Jahr darauf gegen Milan glänzen, aber in der Meisterschaft abschwächeln. Sollte die Champions League auf sechs Teilnehmer pro Land ausgedehnt werden, heißen die Deutschen Meister der kommenden Jahre dann SC Freiburg, MSV Duisburg und Alemannia Aachen. Soweit die steile These.

Es ist einzuräumen, dass sie Samstag nicht gerade eindrucksvoll bestätigt worden ist: Die Bayern mit einem fulminanten 5:0 neuer Tabellenführer, Dortmund mit einem achtbaren Remis beim Spitzenreiter, selbst Hertha BSC, in den vergangenen Wochen Geburtshelferin der tollen Theorie, mit einem Remis bei den erwachten Schalkern – nur Leverkusen war in der 90. Minute blöd genug, den Sieg gegen die Sechziger noch herzuschenken. Ist die These also falsch? Irrt die Sportmedizin, und alle drei Tage Fußballspielen auf Höchstniveau schafft einen konditionellen Vorteil gegenüber Einwöchlern? Oder funktioniert die Rotation etwa tatsächlich?

Alles Quatsch: Die anderen sind nur zu blöd zu begreifen, dass sie die Euro-Ligisten bloß 60 Minuten lang einigermaßen in Schach halten müssen, um sie dann totzulaufen. Gegen Champions-League-Teilnehmer zählt nicht der Anfangsschwung, sondern die Schlussviertelstunde. Wer sich in der ersten halben Stunde drei Stück einhelfen lässt, dass das Spiel verloren ist, bevor die Bayern überhaupt müde werden, ist selbst schuld. Aber sie werden noch drauf kommen. Deshalb die tapfere Prognose nach der Rückkehr aus dem Wald: Es wird keine Mannschaft Deutscher Meister, die sich für die CL-Zwischenrunde qualifiziert. Darauf wette ich 1 Abo. Live vom Jacobiweiher:

Oliver Thomas Domzalski

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