Preissteigerung: Jetzt wird auch der Käse teurer
Nach Milch, Butter und Joghurt kündigt die Industrie Preissteigerungen für Käse an. Ein Kilo soll bis zu 1,50 Euro mehr kosten. Ob die Bauern mehr daran verdienen werden, ist noch offen.
Die Preissteigerungen für Milch, Butter und Joghurt sind noch nicht richtig verdaut, da kündigt der deutsche Milchindustrieverband per Interview in einer Zeitung am Dienstag an: Ab September soll das Kilo Käse für den Handel bis zu 1,50 Euro mehr kosten. Und Quark solle sogar um 53 Prozent teurer werden. Der Handel sprang prompt auf: "Die Kosten müssen dem Verbraucher weitergegeben werden", sagte Hubertus Pellengahr, Sprecher des Deutschen Einzelhandelverbandes.
Von einer neuerlichen Preissteigerungswelle könne aber keine Rede sein, versuchte Michael Brandl, Geschäftsführer des Milchindustrieverbandes, gestern auf taz-Anfrage zu beruhigen. Doch in diesen Tagen würden die Lieferverträge zwischen Molkereien und Handel auslaufen - und die Molkereien wollten nun höhere Preise einfordern. Das ließe die Weltmarktsituation derzeit zu.
Milchpulver ist zurzeit begehrt. In Australien war es lange Zeit trocken, das Futter für Kühe wird knapp. Und in den USA steigen viele Landwirte auf die Produktion von Agrosprit aus Weizen und Mais um. Einen Rohstoff-Notstand gibt es in Deutschland deshalb zwar nicht, die Preise beeinflusst das weltweite Geschehen aber trotzdem: "Wir beobachten die nationalen, europäischen und weltweiten Anfragen nach Milchpulver, die Produktnotierungen, schauen, wie sehr Regen oder Trockenheit die Milchmengen beeinflussen, und daraus leiten wir ein mögliches Preisniveau ab", sagt Brandl.
Um wie viel Cent hundert Gramm Gouda, Tilsiter oder Edamer nun für den Verbraucher teurer werden, hängt allerdings von mehreren Faktoren ab: Denn jede Molkerei handelt für die verschiedenen Produkte mit den jeweiligen Handelsunternehmen unterschiedliche Verträge aus.
Völlig offen ist dabei, wie viel von den erwarteten Preissteigerungen bei den Bauern ankommen wird. Denn das ist laut Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) Verhandlungssache. Für Bauern gilt es nun, ihre Interessen wiederum bei den Molkereien einzufordern. "Von selbst wird nichts bei den Bauern ankommen", sagt Marcus Nürnberger von der AbL.
Das sieht Brandl vom Milchindustrieverband anders: "Bei den Bauern, die an genossenschaftlich organisierte Molkereien liefern, kommt alles an - wenn nicht auf die Hand, so in Form von Investitionen in die Molkerei."
Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter fordert jedenfalls 40 Cent je Liter und droht andernfalls auch mit einem Lieferboykott. Derzeit bekommen sie im Schnitt rund 28 Cent pro Liter Milch ausgezahlt. 40 Cent seien, so erklärt der Milchindustrieverband, im kommenden Winter aber realistisch - sofern sich der weltweite Höhenflug der Milchpreise fortsetzt. Die Molkereien holen sich das Geld beim Verbraucher zurück: Am Kühlregal im Supermarkt würde das weitere Preisanstiege bedeuten, kündigte Brandl an.
Die vorhergesagten Preisanstiege für Milch, Joghurt und Quark hatten Mitte August das Bundeskartellamt auf den Plan gerufen. Mögliche Preisabsprachen zwischen Handel und Molkereien sollten untersucht werden. Gestern sagte eine Sprecherin des Bundeskartellamtes, bisher gebe es "keine konkreten Hinweise" darauf. "Wir führen aber weiter Gespräche."
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