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Preise steigen weiterGas bis zu 376 Euro teurer

Es ist die bisher sechste und stärkste Preisrunde in diesem Jahr: Zum 1. August schrauben 104 Anbieter die Gaspreise hoch zum 1. September weitere 103.

Das wird noch für Streit sorgen: Hätte man die teure Flamme für diese unattraktive Flüssigkeit wirklich anzünden müssen? Bild: ap

BERLIN taz Bis zu 376 Euro mehr im Jahr muss ein durchschnittlicher Haushalt künftig für seine Gasrechnung einplanen. Das zeigt der aktuelle Überblick des unabhängigen Verbraucherportals Verivox, das regelmäßig die Ankündigungen der Gasversorger im Internet zusammenführt. Nachdem 104 Anbieter bereits zum 1. August mehr Geld verlangen, wollen zum 1. September mindestens weitere 103 Unternehmen ihre Tarife erhöhen. Und die Steigerung fällt dieses Mal besonders happig aus. Die Kunden von 42 Versorgern müssen mit Mehrkosten von mindestens 20 Prozent rechnen. Im Durchschnitt werden die Tarife für einen Vier-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden um 202 Euro teurer, das entspricht einem Plus von 15 Prozent.

Dabei gibt es aber große regionale Unterschiede. Am stärksten zu schlagen die RWE-Töchter RWE Westfalen-Weser-Ems AG und die RWE Rhein-Ruhr AG. Sie verlangen zwischen 27 und 29 Prozent mehr. Umgerechnet auf die RWE-Tarife sind das zwischen 357 und 376 Euro.

In Bremen wird der Erdgastarif um 20 Prozent angehoben, das sind 252 Euro zusätzlich. In Nordrhein-Westfalen erhöhen 41 Anbieter die Preise um durchschnittlich 15 Prozent, was für die Kunden 199 Euro mehr bedeutet. In Hamburg errechnen sich bei ebenfalls 15 Prozent Anhebung Mehrkosten von 198 Euro. Unwesentlich geringer fällt die Mehrbelastung der Kunden in Berlin aus. Die Erdgaskosten werden hier um 14 Prozent steigen, was zusätzlichen Kosten von 190 Euro entspricht.

Und ein Ende der Preiserhöhungen ist nicht abzusehen. "Nach Januar, März, Mai, Juni und Juli ist dies bereits die sechste und die bei weitem stärkste Preisrunde in diesem Jahr", sagt Peter Reese, der bei Verivix für Energiewirtschaft zuständig ist. "Die gestiegenen Ölpreise werden in den kommenden Monaten weiterhin für drastisch steigende Gaspreise in Deutschland sorgen."

Hintergrund ist, dass der Gaspreis an den Ölpreis gekoppelt ist. Die Bindung stammt aus den 60er Jahren, als die Gasinfrastruktur in Deutschland aufgebaut wurde. Damals wurde den neuen Kunden die Sicherheit gegeben, dass sie sich bei einem Umstieg von Öl auf Gas nicht schlechter stellen würden. Auch die Lieferanten konnten damit einigermaßen sicher sein, dass sie die Mengen, die sie akquiriert hatten, absetzen konnten und ihre Investitionen in die Infrastruktur nicht vergebens waren. An die Ängste, die die Verbraucher damals umtrieben, kann sich kaum noch jemand erinnern, die Kopplung ist aber weiterhin in den - oft sehr langfristigen - Lieferverträgen festgelegt.

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1 Kommentar

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  • RP
    Robson Paul

    Offenbar gibts kein Halten mehr auf dem Gas_Preismarkt. Was bleibt ist die Chance des Verbrauchers: Lasst uns einfach die 15% sparen, die sie uns jetzt zusätzlich aufbürden. Nachfrage bestimmt den Preis. Es wäre interessant, wie weit das gehen könnte. Nebenbei: der Verbrauch von 20000kWh eines 4Personenhaushalts bezieht sich auf auf eine Durchschnittstemperatur von 22,5°C Raumtemperatur. 18°C bis 20°C würden den Geldbeutel schonen und sind ausserdem gesünder!