Präsidentschaftswahlen in Nigeria: Moment der Hoffnung

Außenseiter Obi von der Labour-Partei hat bei den Präsidentschaftswahlen in Nigeria einen Achtungserfolg errungen. Nun muss er die Parteibasis verstärken.

Frauen tanzen auf einer Straße

Eine kleine Feier für die Kameras zelebriert Bola Tinubus Wahlsieg auf einem Markt in Lagos, Mittwoch Foto: James Oatway/reuters

Die Hoffnungen vieler junger Menschen sind zerstört. Der 70-jährige Bola Tinubu wird Afrikas größte Volkswirtschaft in den nächsten vier Jahren regieren, und nicht der wirtschaftsliberale Peter Obi, auf den viele gesetzt hatten. Der Generationswechsel ist wieder missglückt.

Trotzdem hat Obi viel erreicht und mit 25 Prozent der Stimmen einen Erfolg erzielt. Er hat großen Anteil daran, dass sich die junge Bevölkerung für Politik interessiert und sich unabhängig von Parteistrukturen einbringt. Politik in Nigeria – ein exklusives System mit von außen undurchsichtigen Verflechtungen, Hierarchien und enorm viel Geld – ist zumindest für einen Moment aufgebrochen und zugänglicher geworden. In weniger als einem Jahr hat Obi die Labour-Partei landesweit bekannt gemacht und gezeigt, dass sich das Zwei-Parteien-System aufbrechen lässt.

Obis Bemühungen waren ein medial präsenter Wahlkampf vor allem an der jungen, urbanen Basis. Das hat allerdings über Realitäten hinweggetäuscht. Labour hat anders als der All Progressives Congress (APC) von Tinubu nicht in jedem Dorf Plakatkleber*innen. Ihr Logo – drei Menschen, die verschiedene Ethnien und Religionen darstellen, – ist nicht so bekannt wie der Regenschirm der PDP, der anderen großen Partei. Dabei stehen nur die Symbole auf dem Stimmzettel. Und trotz aller Aufrufe zur Einheit bleibt Nigeria ein gespaltenes Land. Einen Igbo und Christen wie Obi zu wählen, das fällt vielen Menschen im muslimisch geprägten Norden weiter schwer.

Jetzt ist es für die Opposition wichtig, trotz großer Enttäuschung nicht in Lethargie zu verfallen oder das Land zu verlassen. Es gilt, Strukturen zu vertiefen und an der Basis gute Parteiarbeit zu machen. Ob die anfängliche Euphorie die kommenden Jahre überlebt, bleibt abzuwarten. Letztlich ist auch nicht sicher, ob die Spit­zen­po­li­ti­ke­r*in­nen bei der Labour-Partei bleiben. In Nigeria ist es üblich, je nach Bedarf Parteien zu wechseln. Obi selbst ist dafür ein gutes Beispiel. Noch vor weniger als einem Jahr wollte er für die PDP antreten. Nur weil er nicht nominiert wurde, tauschte er sein Parteibuch.

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Nach dem Abitur im Münsterland bereiste sie zum ersten Mal Südafrika und studierte anschließend in Leipzig, Helsinki und Kopenhagen Journalistik und Afrikanistik. Nach mehreren Jahren im beschaulichen Schleswig-Holstein ging sie 2010 nach Nigeria und Benin. Seitdem berichtet sie aus ganz Westafrika – besonders gerne über gesellschaftliche Entwicklungen und all das, was im weitesten Sinne mit Religion zu tun hat.

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