Präsidentschaftswahl in Turkmenistan: Wie der Vater, so der Sohn
Serdar Berdymuhamedow, Spross des Präsidenten Turkmenistans, ist für die Wahl nominiert. Auch beim Animalischen spielt er vorne mit.
Die an Gas reiche zentralasiatische Republik Turkmenistan gehört zu den am meisten abgeschotteten Staaten der Welt. Dem erhabenen Führer wird hier mit goldenen Säulen gehuldigt, unabhängige Medien gibt es nicht. Das mag auch erklären, warum Serdar seinen Landsleuten bis 2016 so gut wie unbekannt war. Damals wurde er erstmals als Abgeordneter ins Parlament gewählt. Zuvor hatte der vierfache Vater mehrere Studien abgeschlossen – darunter an der Diplomatenakademie in Moskau. Parallel dazu arbeitete er an der dortigen turkmenischen Botschaft sowie als ständiger Vertreter Turkmenistans bei der UNO in Genf.
Das zweijährige Gastspiel im Parlament markiert den Beginn einer atemberaubenden Karriere. 2018 wurde Serdar Vizeaußenminister, ein Jahr später Gouverneur in seiner Heimatprovinz Ahal, die an den Iran grenzt. Dort soll der heute 40-Jährige laut seinen ehemaligen Mitarbeitern einen eher rauen Umgangston gepflegt haben. So gehörten Sätze wie: „Ich drehe dir den Hals um“ zum Standardrepertoire.
Vize eines nicht existierenden Postens
Nach einem kurzen Intermezzo als Industrieminister fand sich Serdar 2021 auf dem Sessel des Vizeregierungschefs wieder. Damit ist er neben seinem Vater der zweitmächtigste Mann im Land, denn einen Regierungschef gibt es gar nicht. Zusätzlich erhielt er einen Posten im Nationalen Sicherheitsrat und wurde Chef der Obersten Kontrollkammer, einer Art Rechnungshof.
Nicht minder als die politische Karriere interessierte die Turkmen*innen jedoch eine ganz andere Beförderung: Die Ernennung Serdars zum Vorsitzenden des Internationalen Verbandes der Akhal-Teke-Pferde. Angesichts des öffentlich zelebrierten Pferdekults von Vater Gurbanguly ist das ein untrügliches Anzeichen für bedeutende Änderungen an der Staatsspitze.
Doch die animalischen Neigungen des Juniors, der auch noch Träger des Titels „Verdienter Hundezüchter“ ist, scheinen nicht ganz so ausgeprägt zu sein. Unter Exilturkmen*innen kursiert jedenfalls folgendes Gerücht: Beim Besuch einer Pferdezuchtanlage soll Serdar mürrisch und verängstigt im Sattel gekauert haben, während sein Vater den Gaul am Zaumzeug im Kreis herumführte.
Doch zumindest politisch sitzt Serdar jetzt fester im Sattel denn je. Denn niemand zweifelt daran, dass er als strahlender Sieger aus der Wahl hervorgehen wird. Über 90 Prozent, wie schon 2017 für seinen Vater, dürften locker drin sein. Etwas anderes darf ebenfalls als sicher gelten: Auch in Zukunft werden die Menschen in dem bitter armen Land nichts zu lachen haben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen