Präsidentschaftswahl in Tunesien: Ausgang vollkommen offen

Nach dem Tod des Präsidenten Béji Caïd Essebsi wählt Tunesien ein neues Staatsoberhaupt. Die Wahl ist offen wie nie – birgt aber auch Risiken.

Zwei Soldaten helfen einer Frau, Wahlmaterial aus einem Lastwagen herauszunehmen

26 Kandidaten stehen für die Nachfolge zur Wahl Foto: dpa

TUNIS dpa | Rund sieben Millionen Tunesier sind an diesem Sonntag aufgerufen, einen neuen Präsidenten zu wählen. 26 Kandidaten stehen für die Nachfolge des im Juli gestorbenen Staatschefs Béji Caïd Essebsi zur Wahl. Es ist erst das zweite Mal nach dem sogenannten „Arabischen Frühling“ von 2011, dass die Tunesier in freier Wahl ihr Staatsoberhaupt bestimmen können. Beobachter schätzen den Ausgang der Wahl als vollkommen offen ein.

Zum ersten Mal durften sich die Kandidaten in einer im Fernsehen und Radio übertragenen Debatte zu wichtigen Positionen äußern. Zu den Favoriten zählen der amtierende Regierungschef Youssef Chahed und der Kandidat der moderat-islamischen Ennahda, Abdelfattah Mourou. Die Partei war unter dem langjährigen Autokraten Zine el Abidine Ben Ali verboten und wurde erst wieder nach dessen Flucht 2011 zugelassen. Sie stellt zum ersten Mal einen eigenen Kandidaten zur Wahl.

Überschattet wird der Urnengang von der Verhaftung des ebenfalls favorisierten Kandidaten Nabil Karoui. Der Medienunternehmer war vor drei Wochen kurz vor Beginn des offiziellen Wahlkampfs verhaftet worden. Die tunesische Justiz wirft ihm Geldwäsche und Steuerhinterziehung vor. Es wird erwartet, dass keiner der Kandidaten im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreicht und es zu einer Stichwahl kommt.

Mit Slim Riahi und Mohsen Marzouk haben bereits zwei Kandidaten erklärt, sich aus dem Rennen zurückzuziehen. Sie riefen ihre Unterstützer auf, für den bisherigen Verteidigungsminister Abdelkarim Zbidi zu stimmen, der aus dem bürgerlichen Lager als Favorit auf die Stichwahl gilt.

Etwa 100.000 Sicherheitskräfte von Polizei und Militär sollen die Wahl überwachen. Das kleine nordafrikanische Land gilt als Ursprung der arabischen Aufstände von 2011 und hat nach dem Sturz von Machthaber Ben Ali weitreichende demokratische Reformen eingeleitet. Allerdings kämpft das Land mit großen wirtschaftlichen Problemen. Die Arbeitslosigkeit ist besonders unter jungen Menschen hoch. In drei Wochen wählen die Tunesier zudem ein neues Parlament.

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