Präsidentschaftswahl in Benin: Ein Staatschef kriegt die Kurve
Präsident Boni Yayi siegt im ersten Wahlgang, trotz einiger Skandale. Die Opposition glaubt nicht an das Wahlergebnis - eine neue westafrikanische Krise droht.
COTONOU taz | Die Stimmung in Benin ist angespannt. Das Verfassungsgericht bestätigte am Montag den Sieg des amtierenden Präsidenten Yayi Boni bei der Wahl vom 13. März bereits im ersten Wahlgang mit 53 Prozent. Das macht vor allem die Anhänger des Oppositionskandidaten Adrien Houngbédji wütend: Er erhielt 35 Prozent, glaubt aber, dass Yayi Boni in eine Stichwahl muss.
Mehrere hundert Menschen protestierten am Freitag in Cotonou, nachdem die Wahlkommission das Ergebnis verkündet hatte. Sie glauben, dass die Stimmzettel manipuliert wurden. Adrien Houngbedéji will nun klagen.
Die Opposition hätte eigentlich keine bessere Ausgangslage für einen Machtwechsel in Benin haben können. Im vergangenen Sommer war ein Millionenbetrug aufgeflogen - rund 150.000 Beniner waren davon betroffen. Sie hatten ihr Erspartes und oft noch Geliehenes in die Investment Consultancy and Computer Services (ICC) gesteckt. ICC versprach Kleinanlegern Renditen von bis zu 200 Prozent - ein klassisches Schneeballsystem.
Auch Benedicta glaubte daran. Die 42-Jährige, die mit ihrem Mann einen kleinen Handyladen in Cotonou betreibt, hat ihr ganzes Geld verloren. Sie ist wütend. Und sie schämt sich so sehr, dass sie ihren Nachnamen gar nicht erst nennen will. "Es hat sich so gut angehört. Sie sollen ja auch Kirchen unterstützt haben", erzählt sie und sortiert die kleinen Mobiltelefone im Regal.
Schneeballsystem
Dann rechnet sie zusammen, wie viel sie verloren hat. Eine Million CFA-Franc - gut 1.500 Euro - hat sie investiert. Viel Geld in einem Land, in dem ein Lehrer keine 200 Euro im Monat verdient. Der Schaden insgesamt in Benin wird auf 100 bis 300 Millionen Euro geschätzt. Deshalb stand für Benedicta auch schon Wochen vor den Wahlen fest: "Yayi Boni unterstütze ich nicht."
Denn ihm wurde vorgeworfen, den Betrug erst ermöglicht zu haben. Die Regierung habe ICC als seriös präsentiert. Yayi Boni - einst selbst Banker - bestreitet, von dem Schnellballsystem etwas gewusst zu haben. Oppositionsführer Houngbédji forderte damals seinen Rücktritt.
Im Wahlkampf war der Skandal aber nur ein kleines Thema. Über Wochen drehte sich alles nur um den Wahltermin. Er wurde mehrfach verschoben, vom 27. Februar erst auf den 6. und dann auf den 13. März. Hauptgrund: das neue elektronische Wählerverzeichnis. Erstmals sollten alle Wähler in ein Computersystem eingetragen werden und Wahlkarten mit Passfotos erhalten. Allerdings fehlten laut Opposition noch wenige Tage vor dem Wahltermin 1,5 Millionen Wahlberechtigte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
Kanzlerkandidat-Debatte
In der SPD ist die Hölle los
Russischer Angriff auf die Ukraine
Tausend Tage Krieg
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Verfassungsklage von ARD und ZDF
Karlsruhe muss die unbeliebte Entscheidung treffen
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört