Präsidentschaftsduell in Österreich: Kontrolliert profiliert
Die Kandidaten hielten sich beim Fernsehduell zurück. FPÖ-Kandidat Hofer verstrickte sich in Widersprüche über seinen Israel-Besuch.
Zwischen dem extrem rechts positionierten Norbert Hofer von der FPÖ und dem gemütlichen ehemaligen Grünen-Chef Alexander Van der Bellen gibt es wenige Gemeinsamkeiten. Hofer will vor allem für österreichische Staatsbürger da sein, Van der Bellen sieht alle im Lande lebenden Menschen als Ziel seiner Zuwendung. Hofer will eine schwache EU. Seine Partei sitzt in einer Fraktion mit Marine Le Pens Front National, der die Zerstörung der Union im Programm hat. Van der Bellen hätte gerne eine stärkere Union mit Mehrheitsentscheidungen.
Auch in den Fragen der Gleichstellung von Homosexuellen und dem Umgang mit Flüchtlingen vertreten die beiden konträre Positionen. Nach dem Image-Schaden, den ihnen eine unmoderierte Debatte vergangenen Sonntag im Privatsender ATV eingebracht hatte, verzichtete Hofer auf Provokationen und der Grüne verlor die Kontrolle nicht.
Richtig ärgerlich wurde Hofer, als die Moderatorin ihn mit Ungereimtheiten bei Berichten über seine Israel-Reise im Sommer 2014 konfrontierte. Für die FPÖ, die vom offiziellen Israel als Partei mit antisemitischem Hintergrund gemieden wird, ist es besonders wichtig, diese Akzeptanz zu erreichen oder vorzutäuschen. Gerne werden Begegnungen fantasievoll ausgeschmückt oder aufgewertet.
Ungereimtheiten aus Israel
Ein inoffizielles Gespräch mit der Vizepräsidentin der Knesset wurde in Hofers Darstellung zu einem offiziellen Termin. Auch schilderte er, wie auf dem Tempelberg in Jerusalem eine mit Granaten und MG bewaffnete Terroristin zehn Meter neben ihm erschossen worden sei. Recherchen des ORF konnten für diesen Zwischenfall keine Belege finden. Tatsächlich schoss die Polizei auf eine unbewaffnete Jüdin, die sich unweit der Klagemauer nicht ausweisen wollte. Hofers Delegation wurde wegen des Abtransports der Verletzten aufgehalten.
Seine wichtigste Botschaft, dass er der Vertreter der einfachen Menschen, der Grüne aber ein Mann des Establishments sei, versuchte er immer wieder geschickt zu platzieren. Ob die 20 Prozent Unentschlossenen nach der Debatte schlauer sind, wird sich erst am Sonntag an der Wahlbeteiligung ablesen lassen.
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