Postpartum auf den Laufsteg: Kleiderständer Klum kehrt zurück
Sechs Wochen nach der Geburt ihres Kindes ist Heidi Klum wieder auf dem Laufsteg zu sehen. Als Moderatorin zwar, nicht als Model. Aber ganz normal ist das trotzdem nicht, oder?
Wo andere Frauen noch Ratgeber über postnatale Depression wälzen, schwebt sie schon wieder über den Laufsteg: Kaum sechs Wochen nach der Geburt ihres vierten Kindes will Heidi Klum wieder in ihre Kleidchen passen. Gerade noch hochschwanger (Foto), meldet sich die 36-Jährige für die Dessous-Show von Victorias Secret am 19. November zurück im Rampenlicht, zwar nicht als Model, sondern als Moderatorin.
Schwanger, schlanker, Heidi: Wie kann eine Schwangerschaft derart spurlos an einem Körper vorbeigehen? Ist die Supermama, das Baby kaum draußen, aus dem Kreißsaal auf den Lauftrainer gesprungen, hat die Zähne zusammengebissen und schneller, am schnellsten alles abtrainiert, was an die letzten neun Monate erinnern könnte?
Toll, möchte man ihr im ersten Moment zurufen, toll, Heidi, wie du Kinder und Figur unter einen Hut bringst! Wie du aller Welt zeigst, dass Mamasein nicht zwangsläufig Schwangerschaftsstreifen und Babybäuchlein bedeutet, dass Stillen und Catwalk sich nicht widersprechen. Aber … normal ist das doch auch nicht, oder?
Den Knackpunkt formuliert Ed Razek, bekennender Heidi-Fan und Marketingleiter von Victorias Secret, in einer Hymne auf die "Superfrau" gleich mit: "Niemand ist wie sie." Stimmt. Niemand ist wie Heidi Klum. Laufsteggeil ist so ein Wort, das hier fallen könnte. Reich ein anderes. Wenn sich jede einen David Kirsch leisten könnte, einen persönlichen Fitnesstrainer, der Workout-Programme für Mamas erstellt - wie viel ranker und schlanker sähe es in der postnatalen Welt aus? Und: Was für eine Absage an die Natur wäre das? Wann, wenn nicht nach einer Schwangerschaft, sind weibliche Rundungen nicht nur erwünscht, sondern auch notwendig?
Schön, dass Heidi kann, was sie von ihren Topmodels fordert: sich spaßfrei eisenharter Disziplin unterwerfen. Heidis Turbo-Abnehmen ist nicht mehr als eine womöglich ungesunde Kuriosität. Deshalb taugt sie als Vorbild für ihre soldatisch-streberhaften Kleiderständerchen - aber für keine einzige Mutter.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid
Berliner Sparliste
Erhöht doch die Einnahmen!
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis