Post-gefragt: Mehr heißt weniger
■ Die Zeiterfassung hat auch bei der Post zugeschlagen: 3.000 Boten zu viel
Man denkt, es wäre ganz einfach, das Briefebringen. Ist es aber gar nicht. Die Deutsche Post hat jetzt nämlich per Zeiterfassung die Arbeitsteilung ihrer Boten überprüft – zum ersten Mal seit 15 Jahren – und dabei festgestellt, dass die Zustellung heutzutage viel schneller gehen müsste als früher. Klar, dass man dann auch nicht mehr so viele Boten braucht wie früher. Rund 3.000 Briefträger wären also bundesweit überflüssig. Ein Teil auch in Bremen.
Kurios. Was hat sich denn am Briefeaustragen verändert in den letzten 15 Jahren, mögen ganz unwissende Briefeleser fragen? Schließlich landet die Post wie vor 15 Jahren meist brav im Briefkasten. Oder wird heute vielleicht einfach weniger Schreibkram über die gelbe Post abgewickelt?
Nein, erklärt Karl-Heinz Antelmann, Sprecher der Post in Bremen. Im Gegenteil. Die Briefflut steigt eher, wenn auch gemächlich. Der Haken aber liegt woanders, nämlich in den veralteten Bemessungsgrundlagen. Die sind von 1986 und regeln, wie viel Zeit Briefträger für ihre Briefe haben. Beziehungsweise wie viele Briefe sie in ihren 38,5 Wochenstunden sortiert und ausgetragen kriegen. Verglichen mit früher sei die Bemessungsgrundlage heute viel zu großzügig.
Was hat sich also geändert? Großes hat sich im Postwesen zwar nicht unbedingt getan, aber eine „Summe von Kleinigkeiten“, wie Antelmann es nennt. Angefangen von den „Normbriefkästen“, die sich inzwischen durchgesetzt hätten und das Zurückschleppen bloßer Din-A4-Mappen unnötig machen. Auch am Nachsendesystem hat sich viel verändert. „Früher musste der Zusteller per Hand die neue Adresse schreiben.“ Heute macht das der Computer.
Und überhaupt: Die Automatentechnik. Früher bekamen die Zusteller einen Sack voll Briefmaterial auf ihren Tisch gekippt. Dann mussten sie langwierig am Regal die Post mit der Wegroute abstimmen. Auch das ist vorbei, seit der Computer mitmischt. Nur Nicht-Standardbriefe und unleserliche Adressen müssen die Zusteller noch sortieren. Die Folge: Sie verbringen weniger Zeit auf dem Postamt und können mehr Stunden zwischen den Briefkästen verbringen.
400 Bezirke gibt es in Bremen mit je einem Boten. An den Zuschnitten der Reviere dürfte jetzt neu gefeilt werden. Auch die Zustellzeiten werden sich ändern. Wieviel Briefträger eingespart werden, kann Antelmann noch nicht sagen. pipe
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen