Portrait: Die aussortierte Europameisterin
Julia Großner ist einfach zu erfolgreich. Dabei hatte sie der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) eigentlich schon aussortiert. Begründung: Mit gerade mal 29 Jahren sei sie zu alt für eine Förderung. Es sieht dann natürlich besonders blöd aus, wenn die Beachvolleyballerin zusammen mit der 21-jährigen Nadja Glenzke am Sonntagabend mal eben die Europameisterschaft gewinnt und dabei sogar die Weltmeisterinnen und Olympiasiegerinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst besiegt.
„Wir können das alles noch gar nicht fassen“, sagte die in Weimar geborene Großner nach dem EM-Finalsieg im lettischen Jurmal. Noch vor dem Turnier hatte der DVV ihr mitgeteilt, dass sie nicht weiter gefördert wird. Der EM-Sieg ändert daran nichts, wie Sportdirektorin Jana Köhler der taz sagte. Sie verwies zur Begründung auf eine Pressemitteilung: Perspektiven „basieren auf einer prognostizierten Maximalleistung im Hochleistungsalter der jeweiligen Athleten“. Mit Blick auf die kommenden olympischen Spiele habe sich der Verband gegen Großner entschieden. 32 Jahre wäre sie bei den olympischen Sommerspielen 2020, Weltmeisterin Walkenhorst ist 31.
Besonders bitter ist das, weil Großner ihren Lebensmittelpunkt auf Drängen des Verbands vor acht Monaten nach Hamburg verlegt hatte, der dort einen Förderstützpunkt eingerichtet hatte. „Ich will so einen großen Umbruch nicht halbherzig machen“, sagte Großner damals. Sie trat mit Glanzke als „Perspektivteam“ an. Sie hielt Wort. Der Verband nicht.
Der EM-Titel, den Großner mit Wut im Bauch holte, ist genau der Schmetterball ins Gesicht des DVV, den er verdient hat. Umso schöner, dass Großner dabei auch ihre Kolleginnen, die weiter vom Verband gefördert werden, Victoria Bieneck und Isabel Schneider, schlug. gjo
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