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PortraitEndlich frei, aber todkrank

Eigentlich ist Liu Xiaobo ein Mann des Wortes. Doch seit mehr als acht Jahren sind die Gedanken des Dichters und Friedensnobelpreisträgers nicht mehr an die Öffentlichkeit gelangt. Ein Volksgericht hatte ihn 2009 wegen „Untergrabung der Staatsgewalt zu elf Jahren Haft verurteilt und ihm seitdem jeglichen Kontakt zur Außenwelt verwehrt. Am Montag haben die Behörden ihn vorzeitig freigelassen. Der Grund ist ein trauriger: Der 61-Jährige hat Leberkrebs im Endstadium.

Liu sei „Bewährung aus medizinischen Gründen“ gewährt worden, teilte sein Anwalt Mo Xiaoping mit. Über diese Dia­gnose sind die Anwälte zwar seit mehr als einem Monat informiert, doch laut Hongkonger Medien warnten die chinesischen Behörden sie davor, sich für ihren Mandanten einzusetzen. Dass die Behörden ihn nun zur Behandlung aus dem Gefängnis lassen, weist auf die Schwere seiner Krankheit hin. Derzeit wird Liu in einem Krankenhaus in der nordostchinesischen Stadt Shenyang behandelt.

Seit seiner Kindheit ist Liu ein Opfer des kommunistischen Regimes in China. Rotgardisten hatten ihn und seine Eltern während der Kulturrevolution in eine Volkskommune zur Zwangsarbeit aufs Land geschickt. Später studierte er Literaturwissenschaften in Peking. Bei den Demokratieprotesten 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking war er eine Schlüsselfigur der Bewegung. Die Proteste wurden blutig niedergeschlagen. Liu kam das erste Mal in Haft, weitere Gefängnisstrafen folgten.

Er ließ sich jedoch nicht einschüchtern. Liu engagierte sich weiter für die Demokratisierung seines Landes. 2008 war er einer von 300 Intellektuellen, die die „Charta 08“ für Demokratie und Freiheit unterzeichneten.

Doch das Regime blieb hart. Nachdem Liu im Jahr 2010 in seiner Abwesenheit der Friedensnobelpreis verliehen wurde, beraubte es auch seiner Ehefrau Liu Xia der Freiheit. Sie steht seitdem unter Hausarrest.

Fast 15 Jahre musste Liu Xiaobo in seinem Leben bereits einsitzen, knapp drei Jahre Haft hätte er noch gehabt, schreibt am Montag ein Anhänger auf Twitter. „Nun ist zu befürchten, dass ihm nicht einmal mehr das Leben bleibt.“ Felix Lee

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