Portrait: Der Elefantenversteher
Michael Böer wirkt angespannt, als er mit den Vorwürfen von Peta konfrontiert wird. Er ist der Tierrechtsorganisation als Gutachter im Fall der vermutlich misshandelten Elefanten im Zoo Hannover nicht objektiv genug, er habe jahrelang selbst dort gearbeitet. „Ich bin Experte in dem Bereich, arbeite seit fast vier Jahrzehnten mit Elefanten. Es gibt nur wenige in Europa, die so viel Erfahrung haben“, sagt Böer. Außerdem könne er die Situation als Insider viel besser beurteilen.
Zurzeit steht der Erlebniszoo Hannover in der Kritik, seine Elefanten zu quälen. Geheime Filmaufnahmen von Peta zeigen, wie die Tiere zu Zirkustricks gezwungen werden. Als Reaktion darauf beauftragt der Zoo Gutachter, die die Aufnahmen prüfen. Neben Böer wurde ein anderer Veterinärmediziner bestellt, der laut Peta ebenfalls in Zusammenhang mit dem Zoo steht. „Unabhängig davon wird es ein Expertenteam des europäischen Zooverbandes geben, das die Elefantenhaltung begutachten wird. Daran bin ich aber nicht beteiligt.“
Der 63-Jährige Böer ist Facharzt für Zoo- und Wildtiere und seit 2012 Zoodirektor in Osnabrück. In den 90er-Jahren war er etwa 15 Jahre am Zoo Hannover beschäftigt und stellvertretender Direktor. In Hannover wird mit dem Hands-on-System gearbeitet, bei dem die Tiere mithilfe von Elefantenhaken und Peitschen dressiert werden. Böer hingegen bevorzugt den Protected Contact, bei dem mit leichter Berührung und ohne Haken gearbeitet wird. „Soweit ich weiß, wird der Zoo Hannover seine Elefantenhaltung in Kürze auf Protected Contact umstellen.“ Im Zoo Osnabrück gibt es dies schon lange. „Den Tieren geht es in Zoos generell besser als in freier Wildbahn.“ Damit widerspricht er Peta, der zufolge Elefanten in Gefangenschaft nur halb so alt werden. „Das harmonische Paradies für Elefanten in der Wildbahn existiert schon lange nicht mehr.“ Katharina Kücke
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