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PortraitDie neue Première Dame

Bei jedem Auftritt des frisch gewählten französischen Präsidenten Emmanuel Macron saß sie in der ersten Reihe: seine Frau Brigitte Macron. Ihre Mimik konzentriert, ihre blauen Augen fest auf ihrem Mann gerichtet. Wie eine Theaterkritikerin mutet sie an. Das kommt nicht von ungefähr.

Viele Jahre war Brigitte Macron Lehrerin am Jesuitengymnasium La Providence in Amiens. Da lehrte sie nicht nur Latein und Französische Literatur, sondern gab auch Theaterstunden. Einer ihrer Schüler: Emmanuel Macron, damals 15 Jahre alt. Sie war damals 42 Jahre alt. 27 Jahre älter als ihr Schüler.

Ihre Geschichte ist eigentlich gutbürgerlich: Sie wuchs auf als sechstes Kind der Familie Trogneux, Besitzer einer Chocola­tière. Sie studierte, wurde Lehrerin, heiratete den Bänker André Louis Auzière. Die beiden bekamen drei Kinder, lebten gemeinsam im Norden Frankreichs.

Nun ist also Emmanuel Macron in ihrer Theater-AG – und irgendwann dann muss es gefunkt haben. Vielleicht, als die beiden gemeinsam an einem Theaterstück schrieben. Öffentlich machten sie damals allerdings nichts. Emmanuel Macron wechselte auf ein Elitegymnasium.

2006 ließ sich Brigitte von ihrem Mann scheiden, zieht nach Paris, um dort als Lehrerin zu arbeiten. Ein Jahr später dann heiratet sie – und zwar Macron.

Neun Jahre später übernimmt sie eine wichtige Rolle in seinem Wahlkampf. Sie arrangiert nicht nur seine Termine, sie feilt auch mit ihm an seinen Reden, übt an seiner Bühnenpräsenz – vielleicht ein bisschen wie damals an der Schule.

Dass sie als deutlich ältere Frau des Präsidenten im Fokus der Öffentlichkeit steht, ist ihr bewusst. Das nimmt sie ernst, holt sich Tipps bei Carla Bruni-Sarkozy zur Imagepflege. Aber sie sieht es auch gelassen. Einem Magazin zufolge soll sie zu Freunden gesagt haben: „Emmanuel muss unbedingt jetzt Präsident werden. Stellt euch mein Aussehen 2022 vor!“

Maike Brülls

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