Portrait: Der Männerschützer
Nur zwei Jahre gab es das Männerhaus in Osterode, jetzt soll es vorerst geschlossen werden. Der grüne Kommunalpolitiker Raymond Rordorf leitete die dritte Einrichtung in Deutschland für Männer, die häuslicher Gewalt ausgesetzt sind.
Gegründet vom Verein „Gleichstark“ im Jahr 2014, bot das Männerhaus in den vergangenen Jahren einen Zufluchtsort für Männer, die sich ein Leben zu Hause nicht mehr vorstellen können. In vier Zimmern konnten auch Väter mit oder ohne Kinder Zuflucht vor gewalttätigen Frauen finden.
Eine Frau als Täter, dass können sich immer noch wenige vorstellen. Wie eine Gesundheitsstudie des Robert Koch-Instituts 2013 jedoch zeigte, geht häusliche Gewalt auch vom vermeintlich „schwachen“ Geschlecht aus. Dabei handelt es sich häufig eher um psychische als physische Misshandlung. „Experten gehen davon aus, dass 20 bis 25 Prozent der häuslichen Gewalt Männer betrifft“, sagte Rordorf einmal dem Harz-Kurier. Bevor er die Leitung des Männerhauses übernahm, saß der Biologe für die Grünen im Göttinger Kreistag. Auch wurde er im vergangenen Jahr zum Vorsitzenden des Männerberatungsnetzwerks in Deutschland gewählt. Das koordiniert verschiedene Hilfeeinrichtungen und Beratungsnetzwerke, die sich mit weiblicher Gewalt gegen Männer beschäftigen.
Doch jetzt steht das Haus in Osterode vor dem Aus. „Es gab kein überzeugendes Konzept für die Zukunft“, sagt der Göttinger Kreistagsabgeordnete Dieter Thriene, der den Vorsitz im zuständigen Ausschuss inne hat. Das betreffe vor allem die Fragen, wie stark und von wem die Einrichtung genutzt werde. Da Männerhäuser rar sind, seien selbst aus Nordhessen Männer angereist, um Schutz zu finden. Weil das so ist, sieht der Göttinger Kreistag auch andere Kommunen in der Pflicht und will die Kosten für das Haus nicht allein tragen.
Viele denken, Männer seien nicht so schutzbedürftig wie Frauen. „Natürlich sollte es diese Schutzmöglichkeit auch für Männer geben“, betont Thriene. Nur müsse gemeinsam mit den Initiatoren ein zukunftsfähiges Konzept erarbeitet werden. „Dann kann das Männerhaus im nächsten Herbst wieder eröffnen.“ Muriel Kalisch
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