Portrait: Angeklagt und ausgeschieden
Falls der französische Präsidentschaftskandidat François Fillon wegen der „Penelopegate“-Affäre doch noch das Handtuch werfen muss, wird Expräsident Nicolas Sarkozy ihn nicht ersetzen können. Das steht jetzt fest, denn der Konservative muss sich selbst vor Gericht verantworten. Die Justiz macht damit klar, dass selbst ein früherer Staatschef nicht über dem Gesetz steht. Sarkozy hatte sich mehrfach über die Richter lustig gemacht und sie unter anderem als „kleine Erbsen“ verspottet.
Jetzt kommt die Retourkutsche: Zusammen mit 13 Mitangeklagten wird er in der sogenannten Bygmalion-Affäre wegen illegaler Finanzierung seiner Wahlkampagne von 2012 zur Rechenschaft gezogen. Sarkozy hatte damals fast doppelt so viel ausgegeben, als das Gesetz es erlaubte. Zudem wurde laut Anklage der heimliche Aufwand durch betrügerische Rechnungen der befreundeten Organisatoren von Bygmalion durch seine Partei beglichen.
Als Sarkozy im letzten November bei den Vorwahlen der Konservativen schon in der ersten Runde ausschied, ahnte man schon, dass seine Karriere zu Ende gehen würde. Heute ist er 62 Jahre alt, er hat die höchsten Ämter und Posten erobert, die Stufen bis an die Spitze der Macht erklommen. Obwohl ihm seine Gattin Carla Bruni davon abriet, wollte er nochmals antreten – nicht zuletzt wohl auch deshalb, um als Präsident in den Genuss der Immunität zu kommen.
In seiner arroganten und selbstherrlichen „Blingbling“-Manier hatte Sarkozy wohl gehofft, dass er sich allein mit der Kraft seiner Unschuldsbeteuerungen der Justiz entziehen könnte. Nur ist die Tatsache, dass jemand schon einmal Präsident der Republik war, kein vollständiges Alibi. Auch sein Vorgänger Jacques Chirac war nach seiner Präsidentschaft wegen illegaler Finanzierung verurteilt worden. Nur hielt sich Sarkozy seit jeher für so einzigartig und überzeugend, dass ihn das nichts anging.
Wie Fillon muss nun auch Sarkozy zu seinem Leidwesen konstatieren, dass die Mogeleien bei der Finanzierung von Karrieren und Kampagnen von ihren Landsleuten nicht mehr als Kavaliersdelikt toleriert werden.
Rudolf Balmer
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