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PortraitVertrauter Schwiegersohn

Jared Kushner ist schon seit vielen Monaten wichtigster Berater des designierten US-Präsidenten Donald Trump: Seit Montag ist nun offiziell, dass der 35-jährige Schwiegersohn des Immobilienmagnaten diese Rolle auch im Weißen Haus spielen wird. „Senior adviser“ heißt das dann – und wie Trump selbst will Kushner dafür kein Gehalt.

Das Geld braucht er wohl auch nicht. Kushner, seit 2009 mit Trumps Tochter Ivanka verheiratet, ist selbst im Immobilienunternehmen seiner eigenen Familie reich geworden. Am Wochenende hatte er bekannt gegeben, von seinem Chefposten bei Kushner Companies zurückzutreten und auch seinen Posten als Herausgeber des New York Observer abzugeben. Seine Anteile will er zum großen Teil seinem Bruder verkaufen, einen anderen Teil soll ein im Besitz seiner Mutter befindlicher Trust verwalten.

Ob das reicht, um den Eindruck massiver Interessenkonflikte auszulöschen, werden womöglich Gerichte bewerten müssen – falls jemand ein solches Verfahren anstrengt. Dann allerdings ginge es nicht nur um Kushners Geschäftsgebaren, sondern auch um sein Verwandtschaftsverhältnis zum Präsidenten. Ein Gesetz gegen Vetternwirtschaft schließt dessen Familienangehörige eigentlich von Regierungsgeschäften aus. Trumps Team allerdings interpretiert das so, dass sie lediglich keine Ministerien oder Bundesbehörden leiten dürfen.

Kushner ist in New York nicht als konservativer Hardliner bekannt. Selbst der liberale Bürgermeister Bill de Blasio lobt Kushner als ausgesprochen vernünftig – was er über Trump nicht sagen würde. Journalisten, die Kushner schon länger kennen, haben bei ihm einen politischen Rechtsruck festgestellt, seit er im vergangenen Jahr monatelang mit Trump auf Wahlkampftour war.

In der Öffentlichkeit hält sich Kushner mit politischen Statements weitgehend zurück, in Trumps Team gilt er als wichtigster Drahtzieher. So hat er etwa dafür gesorgt, dass New Jerseys Gouverneur Chris Christie abserviert wurde. Der hatte, damals noch als Staatsanwalt, Kushners Vater wegen Betrugs für zwei Jahre ins Gefängnis gebracht. Für einen gelebten Interessenkonflikt braucht es keinen Titel. Bernd Pickert

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