Portrait: Der soziale Taxifahrer
Werner Möllmann sitzt seit 32 Jahren hinter dem Taxisteuer. Neben seinem Englisch- und Geschichtsstudium machte der heute 57-Jährige einen Taxischein und fand Gefallen daran, Menschen durch Hamburg zu chauffieren. 1986 brach er sein Studium ab und stieg beim genossenschaftlich organisierten Hamburger Taxiservice Hansa-Taxi als Fahrer ein. Dort ist er heute noch als selbstständiger Fahrer. Ab diesem Sommer sollen sich auch Fremde sein Taxi teilen können. Dieses Konzept gibt es etwa bereits in Berlin, in Hamburg sind sie die ersten.
Taxifahren soll für jede Zielgruppe zugänglich werden, so die Idee von Hansa-Taxi. Das Taxi soll das Prinzip der Mitfahrgelegenheit aufgreifen. Auf der Fahrt werden Menschen an unterschiedlichen Orten eingesammelt, die in die gleiche Richtung oder gleich zum selben Ziel wollen. Die Fahrgäste teilen sich nicht nur das Taxi, sondern auch den Fahrpreis. Jeder übernimmt lediglich seinen eigenen Anteil der Strecke. „Besonders jungen Kunden, die sich im Normalfall keine Taxifahrt leisten können, kommt dieses Konzept sehr gelegen“, sagt Möllmann.
Er ist ein sozial engagierter Mensch und trainiert nebenbei eine Flüchtlingsfußballmannschaft in Hamburg-Blankenese. Gerade der soziale Aspekt der geselligen und preiswerten Sammeltaxis überzeugt ihn daher. Taxifahren werde so wieder bezahlbar und er hofft, dass er in Zukunft nicht nur Geschäftsleute zum Flughafen fahren wird. „Das Taxi kann so zu einem modernen Transportmittel für jedes Budget werden“, sagt er.
Bedenken anderer Taxifahrer sieht er als unbegründet an: „Der Markt wird sich vergrößern und Taxis wieder häufiger genutzt.“ Aufgrund der größeren Beliebtheit werde sich das Konzept verrechnen, ist er sich sicher. Nora Kaiser
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