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PortraitTrumps Mannin Jerusalem

Für Siedlungen im Westjordanland: David Friedman Foto: ap

Ein schöneres Chanukka-Geschenk hätte der designierte US-Präsident Donald Trump Israels Regierung kaum machen können. David Friedman, Trumps Anwalt und enger Begleiter im Wahlkampf, soll US-Botschafter in Israel werden.

Friedman überholt Regierungschef Benjamin Netanjahu politisch von rechts, wenn es um Lösungen für den Konflikt mit den Palästinensern geht. Nicht in Tel Aviv, wo die ausländischen Diplomaten seit der Staatsgründung 1948 residieren, sondern nach Jerusalem, „Israels ewige Hauptstadt“, will er ziehen, zusammen mit dem Rest des diplomatischen Korps. Damit lenkt er die US-Politik diametral in die entgegengesetzte Richtung, die Europa, die UNO und bislang auch die USA verfolgten: Jerusalems Status gilt als offen und soll im Rahmen einer Friedenslösung zusammen mit der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) vereinbart werden.

Friedmans Ernennung zum Botschafter muss Israels Rechtsreligiösen beinahe so wunderbar erscheinen wie der siebenarmige Leuchter, der einst den jüdischen Tempel trotz karger Ölvorräte eine ganze Woche lang erhellte. Friedman positioniert sich offen gegen die Zweistaatenlösung und zieht einen binationalen Staat vor, also die Annexion des Westjordanlandes durch Israel. In logischer Konsequenz sind für ihn Israels Siedlungen in den Palästinensergebieten keineswegs Hindernisse für den Frieden.

Die Sympathie des 57-Jährigen für die Siedlerbewegung geht gar so weit, dass er sich als Präsident der „American Friends of Bet El Institutions“ („Amerikanische Freunde der Bet-El-Einrichtungen“) engagiert. Mit einem jährlichen Gala-Dinner sammelt die Organisation Spendengelder für die in unmittelbarer Nähe von Ramallah gelegene Siedlung „Bet El“ und den Staat Israel ein. Tickets für den Abend kosten zwischen 300 und 25.000 US-Dollar. Friedman selbst besitzt ein Haus im israelischen Westjerusalem.

Die jüdisch-amerikanische Organisation J Street, die sich für die Zweistaatenlösung mit der PLO stark macht, protestierte gegen die Ernennung Friedmans, für den liberale Juden „schlimmer sind als Kapos“ – Juden, die mit den Nazis kollaborieren mussten.

Susanne Knaul

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