Portrait: Nichtweiße Problemfigur
Die Titelfigur des diesjährigen Disney-Weihnachtsfilms ist etwas Besonderes – sie ist eine nichtweiße Prinzessin. Vaiana ist 16 Jahre alt und kommt aus der pazifischen Inselregion Polynesien. Selbstbewusst begibt sie sich in einem Boot auf eine Reise über den Ozean, um ihre von ökologischen Gefahren bedrohte Inselgemeinschaft zu retten. Dazu muss sie den Halbgott Maui aufspüren, der einst ein magisches Artefakt stahl, welches neue Inseln und Meere erschaffen kann.
Diesmal wollte Disney alles richtig machen und hat viele Rollen von Schauspieler_innen mit polynesisch kulturellem Hintergrund sprechen lassen. Ein Expertenteam habe sich zudem intensiv mit der Weltanschauung und Mythologie des Archipels auseinandergesetzt, um die Kultur möglichst authentisch abzubilden.
Ein tongaischer Kulturanthropologe ist trotzdem unzufrieden mit dem Ergebnis. Laut Tēvita O. Ka’ili basiere die Kultur auf Dualismen. Das Gegenstück zum Gott Maui, der zweiten Hauptrolle, sei die heroische Göttin Hina und keine kleine Prinzessin namens Vaiana. Die „Disneyfizierung“ polynesischer Sagen finde in dieser Asymmetrie Ausdruck und sei ein kolonialer Akt, in dem kulturelle Narrative und Symbole ihrer ursprünglichen Bedeutung beraubt und simplifiziert würden.
Über den Film und seine Handlung hinaus tappte Disney in ein weiteres Fettnäpfchen. Der Konzern brachte ein Kostüm der Figur Maui auf den US-amerikanischen Markt. Kinder konnten sich damit die tätowierte braune Haut des Gottes überstreifen. Sofort hagelte es Kritik in den sozialen Netzwerken. Disney wurde des „blackfacing“ bezichtigt. Dies geht auf eine im 19. Jahrhundert verbreitete rassistische Darstellungsform im Theater zurück, in der mit schwarzer Farbe angemalte weiße Akteure die Rollen von schwarzen Menschen spielten.
Immerhin eins ist Disney mit Vaiana gelungen. Anders als ihre Vorgängerinnen ist sie keine von Liebeskummer geplagte, schlafende Schönheit, sondern eine sich selbst verwirklichende Kämpfernatur. Nora Belghaus
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