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PortraitDer Chlorid-Rebell

Die Pöbeleien im Dorf haben nachgelassen. „Ich bin erstaunt, wer mich inzwischen alles grüßt“, sagt Ingo Fietz. Das ist in der Tat bemerkenswert, denn vielen Giesenern gilt der Chef der Bürgerinitiative Giesener Schacht als Job-Verhinderer. Und das kommt in der einstigen Bergbau-Region bei Hildesheim nicht gut an.

Dabei hat Fietz nichts gegen die 500 bis 900 Arbeitsplätze, die die K+S Kali GmbH verspricht, wenn sie ihr stillgelegtes Salzbergwerk wieder anfährt. „Aber wir möchten Bergbau nach modernsten Standards“, sagt der 51-jährige Ingenieur. K+S plane eine Produktion auf dem Stand der 1980er-Jahre.

Das fange beim Abbauverfahren an: Da nutze K+S nicht etwa das Fräs-Verfahren, bei dem das Gestein gelöst, bearbeitet, und die Rückstände dann zurück in den Berg gepresst würden. „Das erzeugt keinen Abraum, ist aber teurer als andere Verfahren“, sagt Fietz. Wohl deshalb sprenge K+S das Gestein lieber und lagere den Schutt auf überirdischen Halden.

Und die haben es in sich: Aus der alten Giesener K+S-Halde der 1980er-Jahre wird ständig Chlorid in den Fluss Innerste geleitet – bis zu 400 Milligramm pro Liter. So viel will K+S auch nach Wiedereröffnung des Bergwerks einleiten. Das wäre nach heutigen Umweltstandards schwer durchsetzbar, und deshalb möchte K+S die alte Einleitgenehmigung verlängern. „Das wollen wir verhindern“, sagt Fietz, der 2013 mit vier Mitstreitern zu kämpfen begann, und später eine Bürgerinitiative gründete, die als Träger öffentlicher Belange offiziell ins Planfeststellungsverfahren einbezogen werden muss.

40 Mitglieder zählt die Ini heute. Das ist für ein 10.000-Seelen-Dorf nicht viel, aber immerhin kommen 1.600 Unterstützer-Unterschriften dazu. Und inzwischen habe sich im Dorf herumgesprochen, „dass wir dezidiert inhaltlich arbeiten und mit Polemik nicht kleinzukriegen sind“, sagt Fietz.

Denn der Kampf hört beim Wasser nicht auf. Der Abtransport des Salzes erfordert auch neue Straßen und Bahntrassen. Außerdem hätte Fietz gern einen Filter vorm künftigen Abzugsschacht der Grube, neben dem er wohnt. Durch den sollen künftig Abgase von 10.000 Litern Sprengungsdiesel täglich gepustet werden. PS

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