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PortraitDer Felsenfeste

Jörg Singer darf weitermachen: Mit 65 Prozent wurde der Bürgermeister der einzigen deutschen Hochseeinsel am Sonntag für eine zweite Amtszeit wiedergewählt. Dabei setzte sich der Parteilose bereits im ersten Wahlgang gegen zwei Mitbewerber durch. Und felsenfest will Singer an seinem Zukunftskonzept für Helgoland festhalten: eine Urlaubsinsel rund ums Jahr und zugleich Basis der sauberen Windkraft.

Seit fünf Jahren, nachdem er erstmals zum Verwaltungschef auf dem roten Felsen in der Nordsee gewählt wurde, arbeitet Singer an der Umsetzung eines zweiteiligen regionalen Entwicklungskonzeptes. Denn die Zahl der TouristInnen war von 800.000 vor 40 Jahren auf 300.000 gesunken, die Einwohnerzahl von 2.700 Menschen Anfang der 80er Jahre auf die Hälfte. Der Altersdurchschnitt liegt bei fast 60 Jahren. Der Inselschule drohte wegen Schülermangels die Schließung, Abitur kann nur auf dem Festland gemacht werden, Lehrberufe sind knapp.

Das 2011 fertiggestellte Konzept der Gemeinde, des Kreises Pinneberg und des Landes Schleswig-Holstein beschrieb Dutzende Projekte und Handlungsempfehlungen für alle Aspekte des Insellebens: Erreichbarkeit, Nachhaltigkeit, Naturschutz, Marketing, Kunst und Kultur – und die Umstellung der Versorgung auf 100 Prozent Strom aus erneuerbare Energien.

Der damals noch frische Bürgermeister, der am Bodensee geboren wurde, auf Helgoland zeitweise zur Schule ging und in den USA als Wirtschaftsingenieur arbeitete, machte sich mit Schwung ans Werk. Mit schönen Worten und schönen Bildern präsentierte Singer Anfang 2013 im taz.salon seine Vorstellung von Helgoland als Energieinsel in der Nordsee: mit neuem Hafen, neuen Fertigungshallen, neuen Arbeitsplätzen, neuen Wohnungen, neuen Einwohnern und damit neuen Perspektiven. Seitdem hat der Felsen 60 Kilometer vor der Küste sich zur Service-Basis für drei nahegelegene Offshore-Windparks in der Nordsee entwickelt. Der kurze Weg zwischen Insel und Park, eine halbe Stunde mit dem Katamaran, ist Helgolands Standortvorteil.

Und jetzt kommt die Tourismusoffensive, um den Ruf des „Fuselfelsens“, gegründet auf den steuerfreien Erwerb von Tabakwaren und Alkoholika, los zu werden. Eine neue ganzjährige Fährverbindung ab Cuxhaven war die Voraussetzung. Dazu kommen jetzt ein Luxushotel, eine neue Dünenfähre, kulturelle Festtage und mehr Führungen.

Hohe Investitionen und neue Ideen sollen in den kommenden Jahren ganzjährig mehr Touristen auf die Hochseeinsel locken. „Wir wollen, dass die Urlauber länger bleiben und stärker auch im Winter da sind“, sagt Singer. Er sei zuversichtlich, ab 2020 jährlich 400.000 Übernachtungs- und Tagesgäste begrüßen zu dürfen.

Saubere und salzige Meeresluft, viel Wind, viel Natur, Brutvogelkolonien, Seehunde und Kegelrobben sollen die Attraktionen sein, schwebt Singer vor. „Für mich ist die Inselwelt wieder in Ordnung“, sagt er, „wenn wir bei Besuchern und Bewohnern so angesagt sind wie bei den Robben.“ Sven-Michael Veit

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