Portrait: Die Cannabis-Ärztin
Cannabis auf Rezept in der Apotheke kaufen – das soll in Deutschland bald möglich sein. Bisher müssen Kranke eine Erlaubnis der Bundesopiumstelle haben, um den sogenannten Medizinalhanf kaufen zu dürfen. Jetzt gibt es einen Gesetzentwurf im Bundestag, nach dem ein Rezept reichen soll. Die Psychiaterin und Neurologin Kirsten Müller-Vahl aus Hannover unterstützt diese Idee. Die Vereinfachung für PatientInnen hält sie für „dringend notwendig“.
Müller-Vahls Spezialgebiet ist die Behandlung des Tourette-Syndroms. An der Medizinischen Hochschule Hannover hat sie Mitte der Neunzigerjahre eine Tourette-Sprechstunde ins Leben gerufen, die mittlerweile die größte Deutschlands ist, wie Leiterin Müller-Vahl sagt. Das Team behandelt PatientInnen unter anderem mit cannabisbasierten Medikamenten – dass die wirklich helfen, können sie allerdings nicht belegen.
Vor 15 Jahren hat Müller-Vahl zwei kleine Studien geleitet, die Hinweise lieferten, aber keine Beweise. Trotzdem sucht sie weiter: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat ihr vergangenen Dezember eine Million Euro für eine große Wirksamkeitsstudie von cannabisbasierten Medikamenten gegen Tourette zur Verfügung gestellt.
Kurz vor dem Abitur wollte die heute 52-Jährige Musik und Philosophie studieren. Dass sie sich für Medizin entschied, habe sie nie bereut, sagt Müller-Vahl. Nach dem Facharzt für Neurologie setzte sie noch einen für Psychiatrie oben drauf – „aus privaten Gründen“, so die Ärztin. 1997 bekam sie ein Stipendium der Frauenförderstelle Niedersachsen für fünf Jahre. In der Zeit bekam sie drei Kindern und habilitierte. Ob sie überhaupt Freizeit hat? „Ein bisschen“, sagt die Ärztin. 20 Überstunden pro Woche seien die Regel. „Ich arbeite gern viel“, sagt sie, „aber ein Workaholic bin ich nicht.“ KSch
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