Portrait: Der Tornado-Fan
Es wird ein bewegter Donnerstag, sagt Frank Böttcher voraus: Zwischen Bremen und Sylt toben am Nachmittag Wirbelstürme mit „lokal schweren Gewittern“ und Windgeschwindigkeiten von mehr als 200 Kilometern pro Stunde. Der Direktor des Instituts für Wetter- und Klimakommunikation in Hamburg hat aber auch einen guten Rat parat: „Man sollte sich“, sagt der 48-Jährige, „auf keinen Fall einem Tornado zu sehr nähern.“
Werbekaufmann hat Böttcher gelernt, als Texter gearbeitet, und das kann und will er nicht verbergen, wenn er über sein liebstes Hobby spricht: Schon als Jugendlicher träumte er davon, „Wetter im Fernsehen zu machen“. Seit der Gründung des Instituts 1999 betreibt Böttcher die Seite wetterspiegel.de und beliefert Radio- und Fernsehsender mit unterhaltsamen Prognosen.
2014 organisierte er in Hamburg den ersten Norddeutschen Extremwetterkongress, auf dem führende Forscher Übles an die Wand malten: häufigere und schlimmere Hochwasser, schwerere und teurere Naturkatastrophen, von sommerlichen Dürren bis zu winterlichen Orkanen. „Extreme Wetterereignisse werden lokal begrenzt bleiben“, so Böttcher damals. Kein Grund zur Beruhigung: Wo es stürme und hagele, fielen die Schäden ja umso größer aus.
Das drohe nun im Westen des Nordens: Aus schwül-heißer Wetterlage entwickeln sich Gewitter mit drehenden Winden, Nordwestwinde über der Nordsee und Südostwinde über der Ostsee träfen aufeinander, und dann gehe es gewaltig zur Sache.
Böttcher schwärmt schon mal „von der unglaublichen Dynamik, die Tornados und Gewitterzellen entwickeln können“. Und findet es „großartig, wenn ich auf der Autobahn in einen starken Hagelschauer gerate“. Morgen zeigt sich also auch, ob der Wettermann am Ende nur seiner eigenen Faszination erlegen ist. Sven-Michael Veit
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