Portrait: Tierschützerin im Geflügelland
Aufhören, die Missstände im Tierschutz zu kritisieren will und kann sie nicht: „Viele Mängel sind noch da“, sagt Vera Steder. Trotzdem hört die 67-Jährige nach 20 Jahren als Landeswvorsitzende des Deutschen Tierschutzbundes in Niedersachsen auf. Bei der regulären Neuwahl Ende Oktober wird sie nicht antreten. Jüngere sollen nachrücken. „Es reicht langsam mal“, sagt Steder. Der Landesverband berät lokale Tierschutzvereine und versucht, die Tierschutzpolitik in Niedersachsen zu beeinflussen.
Der Job als oberste Tierschützerin im Land der Schweinemäster und Geflügelzüchter war für Steder nicht immer einfach: Sie erinnere sich noch gut an einen Vortrag vor über 400 Landwirten auf dem niedersächsischen Bauerntag 2012. „Die waren alles andere als offen“, sagt sie. Die Landwirte fühlten sich von ihr der Tierquälerei bezichtigt. Doch Steder will vermitteln und keine Fronten schaffen: „Wir sind keine Gegner“, sagt sie. Seit einigen Jahren beobachte sie auch bei den Landwirten eine „neue Nachdenklichkeit“ in Bezug auf den Tierschutz.
Steder ist schon fast die Hälfte ihres Lebens im Tierschutz aktiv: Vor über dreißig Jahren wurde sie Vorsitzende des Gifhorner Tierschutzvereins und stieg dann langsam im Landesverband auf. Bewirkt hat sie vor allem etwas für die lokalen Tierschutzvereine. Die Träger der Tierheime unterstützte sie bei Problemen mit den Kommunen: „Früher mussten Defizite am Ende des Jahres durch Mitgliedsbeiträge ausgeglichen werden“, ärgert sich Steder. Heute übernehmen die Kommunen die Kosten.
So pragmatisch die gebürtige Schleswig-Holsteinerin bei ihrer Arbeit auftritt, so energisch wird sie, wenn es darum geht, was noch zu tun ist. „Meine Nachfolger haben es nicht leichter“, stellt sie fest. Auch, wenn sich wie zum Beispiel beim Schnäbelkürzen in Niedersachsen in Sachen Tierschutz schon viel auf einem guten Weg befinde, sei unter anderem bei medizinischen Tierversuchen noch einiges zu tun.
Steder hat ihren Teil beigetragen, 2009 erhielt sie vom damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler das Bundesverdienstkreuz: „Da habe ich mich schon sehr gefreut“, sagt sie – allerdings: „vor allem für den Tierschutz.“ AWE
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