Portrait: Der Musik-statt-Tabletten-Mann
Er hört gerne Jazz, singt täglich und promovierte über Pianisten. Es mag abgedroschen klingen, aber Klänge sind sein Leben. Gunter Kreutz forscht an der Carl von Ossietzky Universität im niedersächsischen Oldenburg über die therapeutische Wirkung von Musik. Und er fordert: Musik statt Tabletten.
„Das Hören von Liedern kann eine ernsthafte Konkurrenz zu Medikamenten sein“, sagt der 51-Jährige. Musik könne aktivierend oder beruhigend auf das Nervensystem wirken. So sei Musik etwa vor einer Operation besser als jedes Beruhigungsmittel. „Und das ganz ohne Nebenwirkungen“, sagt Kreutz.
Seine Begeisterung für die Wirkung von Musik wurde während seines Studiums in Marburg, Berlin und San Francisco geweckt. Damals forschte er noch, wie Musik und Emotionen zusammenhängen. Irgendwann landete er da aber in einer Sackgasse und wollte sein Forschungsgebiet verändern. „Mir fiel ein, dass Menschen eines wirklich wichtig ist. Und das ist ihre Gesundheit“, sagt Kreutz.
Vor einigen Jahren dann gründete er eine therapeutische Gesangsgruppe in Oldenburg. Bis heute kommen an manchen Abenden über 100 Menschen, um gemeinsam Schlager zu singen. Unter ihnen auch viele mit einer chronischen Lungenerkrankung. Hier bemerkten die Sänger schnell Erfolge. „Sie gewannen an Lebensqualität zurück. Das können medizinische Behandlungen nicht leisten“, sagt Kreutz.
Singen und Musik hören sollte man aber auch ohne medizinischen Grund, findet er. Denn Musizieren beuge Stress vor. Entscheidend sei, welche Songs man höre. Sie sollten mit positiven Erinnerungen und Erlebnissen verbunden sein. Für Kreutz ist das meist Jazz oder Klassik. Nur „manchmal brauche auch ich aktivierende Rockmusik“. Stefanie Diemand
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