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PortraitMeister trotz Bier und Kaffee

Wenn Andreas Folkerts erzählt, welchem Sport er in seiner Freizeit nachgeht, wird der Ostfriese belächelt. Zu sehr klingt es nach einem Spiel für kleine Kinder. „Wer dann am lautesten lacht, wird mitgenommen und muss ne Runde mitmurmeln“, sagt er. Die Mitspieler hören schnell auf zu lachen und sind begeistert.

Folkerts murmelt sogar in der Kfz-Werkstatt, in der er arbeitet. Auch sein Chef spielt bei den „Murmeltieren“ des TuS Hinte und hat neben der Firma eine Bahn aufgebaut. Die Mittagspause im Betrieb sieht dann so aus: „Halbe Stunde Nahrungsaufnahme, halbe Stunde Murmeln.“

Für Folkerts und seine Murmeltiere hat sich dieses Training ausgezahlt. Bei den 19. Deutschen Meisterschaften in Sandhatten am vergangenen Sonntag verteidigte der dreifache ostfriesische Meister seinen Titel. Nun sind die acht Spieler zum zweiten Mal Deutscher Meister. Im Endspiel gewannen sie das Derby gegen Uttum, das nur fünf Kilometer entfernt liegt. „Man kann durchaus sagen, dass wir der FC Bayern des Murmelns sind“, findet Folkerts.

Insgesamt waren 26 Mannschaften zur Meisterschaft gereist, teilweise 500 Kilometer weit. Die Ehrgeizigeren darunter betrachten Folkerts und seine Murmeltiere kritisch. „Weil wir halt zwischendurch mal ein Bier oder nen Kaffee am Spielfeldrand trinken. Das kennen einige so nicht.“

Zum Murmelsport gekommen ist der zweifache Vater über die Vizemeister aus Uttum. Nach äußerst dürftigen Leistungen im Fußball suchten dort Zuschauer über Google nach einer Alternative und fanden sie im Murmeln. Die ehemaligen Fußballzuschauer schlossen sich zusammen, bauten einen Murmelplatz und legten los. Später fragten die Uttumer auch in den Nachbardörfern nach, ob es Interesse gebe. Folkerts war sofort dabei. „Wir sind nun mal für jeden Jux zu haben, deswegen haben wir uns da angeschlossen“, sagt er.

Mittlerweile ist Ostfriesland eine Hochburg der Murmelei geworden: Viele Dörfer haben ihre eigenen Mannschaften aufgestellt. Seit 2008 gibt es die ostfriesischen Meisterschaften und aus dem einen Platz ist ein kleines Stadion mit drei Spielfeldern geworden.Robin Grützmacher

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