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■ PortraitWerner Schreiber

Von seinem Ministerpräsidenten Werner Münch mußte er sich schon mal eine Rüge anhören, weil der Schlipsknoten bei sommerlicher Hitze mal wieder gar zu tief unter den weit geöffneten Hemdkragen gerutscht war. Aber am liebsten läßt Werner Schreiber den Binder ganz im Schrank. Der neue CDA-Vorsitzende gibt sich gern hemdsärmelig. Und das wirkt bei dem 51jährigen bedeutend glaubwürdiger als bei manch anderem Politiker.

Der gebürtige Saarländer ging nach der Volksschule zum Bau, lernte Betonbauer. Erst später studierte er im Zweiten Bildungsweg Sozialarbeit. 1974 wechselte er endgültig in die Berufspolitik.

Krönung seiner Karriere, die über den saarländischen Landtag, den Bundestag und den Bundesrat führte, war 1990 die Berufung als Sozialminister ins Magdeburger Kabinett von Gerd Gies. Den Regierungschef überlebte Schreiber bequem, auch beim Gies-Nachfolger Werner Münch verwaltet der Mann von der Saar das Soziale. Und den Sport, was ihm als Präsident des Handball- Bundesligisten SC Magdeburg sicher dann und wann ganz gut in den Kram paßt.

Aber selbst der ministrable Vereinspräsident konnte seine Mannschaft nicht vor einer miserablen Auswärtsserie von 4:30 Punkten in 17 Spielen bewahren. Er selbst landete gegen Foto: Keystone

seinen Konkurrenten Ulf Fink dagegen einen, wenn auch hauchdünnen, Auswärtssieg, mußte dafür aber im Kabinett Münch schon manche Heimniederlage einstecken. Und er leidet sichtlich, wenn er der Öffentlichkeit seine Niederlagen wegen der Kabinettsdisziplin auch noch als „vernünftige Politik“ verkaufen muß. Zum Beispiel, wenn Sachsen-Anhalt im Bundesrat entgegen einem zuvor gefaßten Landtagsbeschluß für die Änderung des Arbeitsförderungsgesetzes stimmt. Oder wenn beim großen Streichkonzert in den Haushaltsberatungen der Sozialetat wieder einmal am stärksten gerupft wird.

Schreiber gilt als sozialer Träumer, hat aber auch schon einiges bewirkt. Zum Beispiel, daß Sachsen-Anhalt das einzige Bundesland mit einem Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz für jedes Kind ist. Nicht umsonst gilt der überzeugte Gewerkschafter als der Sozialdemokrat in der CDU/FDP- Landesregierung. Eberhard Löblich

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