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PorträtDie Überfliegerin

Segelfliegerin seit ihrer Kindheit: Ulrike Teichmann, 45 Foto: DAEC

An einem Trainingstag legt Ulrike Teichmann schon mal bis zu 600 Kilometer zurück. „Wenn das Wetter günstig ist“, fügt die neue deutsche Meisterin im Segelfliegen hinzu. Bei wenig Wind wird es hingegen zu einem körperlichen Kraftakt, das Flugzeug möglichst lange Zeit in der Luft zu halten. Bei der deutschen Meisterschaft der Frauen in der Pfalz ist ihr das am besten gelungen. Nach der Vizemeisterschaft vor zwei Jahren ist es nun ihr bisher größter Triumph.

Zwar sei eine PilotIn allein im Flugzeug unterwegs, aber „auch auf andere Menschen angewiesen“, sagt die Leiterin eines biologischen Forschungslabors in Göttingen. Segelfliegen sei kein reiner Einzelsport. Viel Arbeitsaufwand sei nötig, ehe man sich in ein Segelflugzeug setzen und in den Himmel aufsteigen könne. „Und ohne das tolle Gemeinschaftsgefühl auf dem Flugplatz würde es auch keinen Spaß machen“, betont die gebürtige Flensburgerin.

Im hohen Norden, der unter Segelfliegern als „thermikfreie Zone“ gilt, hat Teichmann schon seit ihrer Geburt viel Zeit auf Flugplätzen verbracht. Ihre Eltern sind ebenfalls passionierte Flieger. Ihr Vater reist als technischer Helfer und Betreuer noch heute zu ihren Wettkämpfen mit. Zum ersten Mal steuerte sie mit 14 Jahren ein Segelflugzeug. „Die Kraft der Natur zu spüren, ist ein unvergleichliches Gefühl“, sagt Teichmann. Denn erst die Sonnenenergie sorge für die nötige Wärme, ohne die es den nötigen Auftrieb für die Flugzeuge nicht gäbe. Im Segelflugzeug spüre man dies wie woanders kaum.

Die Vorbereitung für einen Flug beginnen immer schon einige Tage vor dem Start. „Zunächst beobachte ich die Wetterprognosen“, sagt Teichmann. Am Tag vorher muss die Elek­tronik überprüft werden – etwa, ob das GPS-Gerät zur Navigation problemlos funktioniert. Auch auf die Flugroute muss sich Teichmann gründlich vorbereiten. „Die Topographie ist in Deutschland vielfältiger als anderswo“, sagt sie. Die regionalen Thermikbedingungen müsse man vorher sehr genau kennen. Sehr gut seien die zum Beispiel am Flugplatz ihres Clubs LSV Hofmgeismar in Nordhessen. Dafür komme sie extra von ihrem Wohnort Hann. Münden.

Nach ihrem aktuellen Erfolg starten bereits jetzt die Planungen für die weiteren sportlichen Ziele. Im kommenden Jahr fährt Teichmann mit der Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft nach Tschechien. Außerdem will sie im kommenden Jahr an der gemischten, also geschlechterübergreifenden, deutschen Meisterschaft teilnehmen. Da der Segelflugsport „männerdominiert“ ist, wie Teichmann sagt, wäre ein Erfolg dort ein umso schöneres Erlebnis. ANDRÉ ZUSCHLAG

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