Porträt: Die Tempo-Fußballerin
Es lief nicht rund für die Frauen des SV Werder Bremen am Samstag. Sie spielten gut, sie kämpften gut, aber mussten sich trotzdem mit einem 1:1 Unentschieden gegen Bayer Leverkusen begnügen und verpassten die Chance, in der Tabelle der 1. Bundesliga einen Schritt nach oben zu machen. Wäre es beim Treffer von Maren Wallenhorst geblieben, hätten sie sich weiter Richtung Mittelfeld bewegen können, so bleiben sie Vorletzte.
Entscheidenden Anteil daran, dass die spielerische Überlegenheit nicht in mehr Tore umgemünzt wurde, hatten die verletzungsbedingten Auswechslungen der beiden Offensivkräfte Stephanie Goddard und Pia-Sophie Wolter. Beide mussten mit Knieverletzungen raus, genauere Diagnosen waren am Sonntag noch nicht zu erfahren.
Werders Eigengewächs Wolter erwischte es einen Tag nach ihrem achtzehnten Geburtstag. In den letzten Jahren hat die Tochter des ehemaligen Werder-Profis und jetzigen Nachwuchsleiters Thomas Wolter eine „Karriere im Zeitraffer“ hingelegt, wie Frauen-Managerin Birgit Brüggemann sagt. In der nahm sie die ersten Schritte in ihrem Heimatverein Habenhausener FV trotz fußballerischer Familienprägung beim Handball. Bis vor Kurzem übte sie beide Sportarten noch parallel aus. Und profitiert nun beim Umschaltspiel im Werder-Mittefeld davon, dass sie als Handballerin eine Vorliebe für Tempogegenstöße hatte.
„Pia ist eine der schnellsten Spielerinnen der zweiten Liga gewesen“, sagt Birte Brüggemann. Dort debütierte sie mit 16 und wurde in der Aufstiegssaison zur Stammspielerin. Dass sie an deren Ende klubintern zur Spielerin des Jahres gewählt wurde, lag auch an ihrer Berufung in den Kader der U19-Nationalmannschaft für die Europameisterschaft in Israel, wo sie in allen vier Spielen eingesetzt wurde, im Halbfinale sogar in der Startelf. Das ging zwar nach Elfmeterschießen gegen Schweden verloren, sicherte aber die Teilnahme an der U20-WM 2016 in Papua-Neuguinea.
Wenn ihre Karriere weiter so verläuft, dürfte sich Familie Wolter in nicht allzu langer Ferne über das zweite A-Länderspiel freuen. Das erste absolvierte Papa Thomas 1992 in Porto Alegre beim 1:3 der DFB-Auswahl gegen Brasilien.
Aber selbst, wenn sie es irgendwann auf mehr Länderspiele als ihr Vater bringt, wird Pia-Sophie Wolter sich beruflich nicht auf eine Profikarriere beschränken. Nächstes Jahr macht sie auf der Eliteschule des Sports in Obervieland Abitur und wird danach „bestimmt noch etwas anderes machen“, wie sie in einem Fernsehinterview sagte. Ob das dann noch in Bremen sein wird, ist ungewiss. Sicher haben die großen Klubs aus München, Wolfsburg oder Paris sie längst auf dem Zettel. rlo
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen