Porträt: Werders Pionierin
Es ist noch keine zwei Jahre her, da unterlagen Werder Bremens Frauen im Viertelfinale des DFB-Pokals dem mehrfachen deutschen Meister 1. FFC Frankfurt mit 0:8 – und niemand war so richtig enttäuscht. Der damalige Zweitliga-Fünfte war froh, gegen die „Giganten des Frauenfußballs“ phasenweise ganz gut mitgehalten zu haben. „Das Ziel bleibt der Aufstieg – in dieser oder der nächsten Saison“, sagte Abteilungsleiterin Birte Brüggemann damals zur taz. Es wurde dann die nächste – und als vor einer guten Woche wieder einmal der 1. FFC Frankfurt in der Pauliner Marsch gastierte – diesmal zu einem Bundesliga-Spiel – lautet das Endergebnis 1:1.
Diese rasante Weiterentwicklung ist vor allem deshalb erstaunlich, weil sie nicht wie bei manchem Erstliga-Konkurrenten mit hohem Kapitaleinsatz erkauft wurde, sondern Ergebnis eines langfristigen, durchdachten Prozesses ist. „Wir haben in den letzten acht Jahren einen Megajob mit viel Herzblut gemacht und ernten in diesem Jahr die Früchte auch dank unserer tollen Nachwuchsarbeit“, sagt Birte Brüggemann, die man ohne Übertreibung als Mutter des Erfolges bezeichnen darf.
Als Brüggemann 2007 vom DFB-Stützpunkt zu Werder wechselte, gab es dort gar keine Frauenabteilung. Die war nach einem ersten Versuch in den 70er-Jahren irgendwann wieder geschlossen worden, wurde aber auf Bitten des Bremer Fußballverbandes neu gegründet. Als Leiterin war niemand prädestinierter als Brüggemann, die damals schon über mehrjährige Erfahrung als Trainerin und Stützpunktkoordinatorin verfügte.
Die neue Abteilung startete mit zwei Mannschaften – einer Verbandsliga-Frauenmannschaft und einer U17, die Brüggemann selbst trainierte. Heute spielt die Frauenmannschaft nach drei Aufstiegen in der 1. Bundesliga und besitzt einen Unterbau aus einer zweiten Mannschaft in der Regionalliga sowie einer U17, die gerade deutscher Vizemeister, und einer U15, die gerade norddeutscher Meister geworden sind.
Auf diesem Weg musste Managerin Brüggemann auch immer mal wieder als Trainerin einspringen – zweimal schafften es die von ihr engagierten Trainer nicht, die 1. Mannschaft wunschgemäß weiterzuentwickeln. Der Aufstieg wurde schließlich mit dem Eigengewächs Chadia Freyhat geschafft, die Brüggemann behutsam auf die Aufgabe vorbereitet hatte.
Aus beruflichen Gründen konnte Freyhat den Job im zeitaufwendigeren Bundesligageschäft nicht weiterführen – es zeugt von Brüggemanns guter Personalführung, dass die talentierte Trainerin dennoch als Co-Trainerin des neu verpflichteten Cheftrainers Steffen Rau weiterarbeitet. RLO
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