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Porträt Peter-Klaus SchusterDer größte Fan der Kunst

Als Kunsthistoriker ein romantischer Geist, als Unternehmer mutig und ein Freund der Sammler: Peter-Klaus Schuster verabschiedet sich als Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin

Der Herr der Insel hat seinen Abschied genommen. Bild: ap

Mit dem opulenten, zehnteiligen Ausstellungsreigen "Kult des Künstlers" hat sich Peter-Klaus Schuster, der am Freitag als Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin verabschiedet wird, einen letzten Herzenswunsch erfüllt. Das Hochamt auf den Heros Künstler zelebriert zugleich ein hoffnungslos romantisches Verhältnis zur Kunst.

Wäre Peter-Klaus Schuster - von seinem Schwerpunkt als Kunsthistoriker wie von seinem Habitus - nicht ein Mann des 19. Jahrhunderts, man könnte ihn als Fan bezeichnen. Und dem steht nicht entgegen, dass Schuster eine beachtliche Portion handfesten Unternehmungsgeists auszeichnet.

Schon als er 1999 nach einem einjährigen Intermezzo als Generaldirektor der bayerischen Staatsgemäldesammlungen nach Berlin zurückkehrte, nahm er gleich sechs Museen als neuer Generaldirektor in die Pflicht, die ausgedehnte Bühne der Ausstellung "Ein Jahrhundert Kunst in Deutschland" zu bilden. Nach diesem Auftritt schien der kleine, zierliche Mann dem einen oder anderen als "Napoleon der Kunstgeschichte" verdächtig.

Die unkomplizierte Weise, mit der er, zehn Jahre nach dem Mauerfall, die Kunst zum Medium der Deutschen Einheit stilisierte, hätte es auch erlaubt, ihn den "Taugenichts der Kunstgeschichte" zu nennen. Wenig erstaunlich, fand für den romantischen Geist "die Einheit der Deutschen zuerst im Museum" statt, wie er bei der Wiedereröffnung der Alten Nationalgalerie erklärte.

Die Renovierung der Alten Nationalgalerie war ein erster Schritt in der baulichen und konzeptionellen Wiederherstellung der Museumsinsel, der großen, schwierigen Aufgabe, die seine Amtszeit bestimmte. Die Lösung visionierte Schuster von Anfang an in einem dem Pariser Louvre oder der National Gallery in London vergleichbaren Weltmuseum in der Mitte Berlins, das wissenschaftlichen Bedürfnissen genauso gerecht wird wie touristischen.

Er setzte den Umzug der alten Meister aus der Gemäldegalerie am Kulturforum auf die Museumsinsel durch, die in der Praxis so problematisch wie als Idee zwingend erscheint. Wahrscheinlich liegt es aber in der Natur der Sache selbst, dass das Museumsensemble nur dann als Insel der Seeligen erstrahlt, sofern es wenigstens so sehr Trugbild wie echtes Schatzhaus ist.

Das zu wissen, traut man Peter-Klaus Schuster zu, schließlich spielte sich sein Leben schon immer ausschließlich auf dieser Insel ab. "Museen sind eine Fantasiebranche, ein großes Spiel", bekannte er und schien damit gerüstet, den Forderungen und Erwartungen zu begegnen, die den enormen Bedeutungszuwachs des Museums als repräsentativer Spielwiese von Politik und Geld begleiteten.

Wie tückisch das Spiel tatsächlich war, machte der Angriff deutlich, mit dem Heiner Bastian im letzten Jahr eine Verlängerung von Schusters Vertrag torpedierte. In einem Interview geißelte er die verfehlte Museumspolitik in Bezug auf die zeitgenössische Kunst. Er taugte für die Rolle des Anklägers allerdings wenig, da er die kritisierte Situation als Sonderkurator des Sammlers Erich Marx maßgeblich mitverantwortete.

Nicht die Idee des Mäzenatentums, sondern die Vorstellung einer besonders effektvollen Plattform der Selbstinszenierung, stiftet heute die Verbindung zwischen Sammler und Museum. Man sucht die Öffentlichkeit des Museums nicht, um zu schenken, sondern um seine hervorgehobene Stellung bestätigt zu sehen.

Peter-Klaus Schuster, der sich rühmte, als Sammler von Sammlern die eigenen Bestände enorm zu bereichern, arbeitete diesem Kult des Sammlers offensiv zu. Die Frage bleibt offen, warum er dabei die konkurrenzlose Lage seines Haus nicht aggressiver ausreizte. Paradoxerweise lieferte doch just die schwache Position der Gegenwartskunst in Berlin die Garantie eines maximal beachteten Auftritt.

Schlechte Beratung führte dazu, dass Friedrich Christian Flicks Auftritt, zu seinen in vieler Hinsicht inakzeptablen und im Nachhinein auch samt und sonders revidierten Bedingungen, dann neue Maßstäbe in der Kunstdebatte setzte. Der feste Glaube, Kunst sei an sich ein unschlagbares Argument, gerade in diesem Fall, diese schöne Verblendung einer alles überstrahlenden und einigenden Macht der Kunst, verrät den Romantiker, der nicht wirklich politisch denkt und handelt. Sie verrät das Kind im Generaldirektor, das spielen will und seine Kameraden weniger unter den Mitarbeitern als unter Sammlern und anderen hochgestimmten Ideengebern und großartigen Freunden der Kunst sucht.

Ein großartiger Freund der Kunst aber, und das gereicht ihm zur Ehre, ist Peter-Klaus Schuster immer gewesen, mit allen dazu gehörigen Stärken und Schwächen. Zu Letzteren gehörte die einzig ihm vorbehaltene Kunst der blumenreichen Satzgirlanden und der ebenso süffisanten wie amüsanten Abschweifungen. Sie wird in Erinnerung bleiben, als die charmanteste von Peter-Klaus Schusters Stärken.

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